Der Uhr tickt!

Nein, nicht meine Lebensuhr. Ja, die auch, aber es war heute meine innere, sozusagen "Geduldsuhr". Der Auftrag lautete, Abholung einer Kundin im Reinbeker Krankenhaus, Station XY, Kunde zahlt selbst. Letzeres ist immer gut. Kein Fahrtauftrag der Station, keine Abrechnung mit der Krankenkasse. Nur Bares ist Wahres.

Als ich jedoch die Kundin auf ihrem Zimmer abholte, wünschte ich mir schon nach 1 Minute, ich hätte bereits das Taxameter angestellt. Die Gute war Anfang 50 und soweit in guter Verfassung, nur ihr linker Fuß war eingegipst und sie durfte auf Krücken laufen. Wenn sie wenigstens gelaufen wäre... Nachdem sie mich schrill mit

  • "...Sie haben das Vergnügen meine Tasche zu traaagen..!"


begrüsst hatte, versuchte sie die ersten Schritte. Die Stationsschweter meinte noch, wohl in der Annahme witzig zu sein:

  • "Sie können die Dame ja auch mitsamt ihrer Tasche auf dem Arm tragen..!"


Ein kurzer Scan sagte mir, daß dieses NICHT mein Wunsch war. Langsam, endloooos langsam legte sie die ersten 5 Meter zurück. Ich rechnete diese Zeit auf die Wegstrecke zum Auto hoch und kam auf gute 30 Minuten. Haleluja! Das wären schon 12,- € auf der Uhr gewesen. Mit kam eine Idee. Da ich den Wagen am Hinterausgang stehen hatte, in der Erwartung, die Kundin könne zumindest gehen (sprechen muss sie ja nicht unbedingt), machte ich ihr den Vorschlag, sie an der "Notaufnahme" abzuholen. Das war für sie näher und sie benötigte meine Unterstützung beim Gehen ja nicht.

Sie fand die Idee toll, was sie auch lautstark kund tat. Überhaupt tat sie alles kund, was ihr auf den gut 20 Metern zum Aufzug durch den Kopf ging. Sie sprach von ihrem Mann (wer, bitte, hat DIESE Frau geheiratet??), ihren Übungen mit dem Gehgips (seeehr interessant..--(() und Dingen, die ich schon wieder vergessen habe. Alles in allem war die Station wohl froh, als wieder Ruhe in den Gängen einkehrte.

Wir fuhren gemeinsam hinunter, ich zeigte ihr, wo sie warten soll. Kurz davor musste sie noch einer armen, zufällig den Gang herunter laufenden jungen Schwester ein

  • "..Kucken Sie mal, was ich schon kann..!!"


entgegen schmettern. Die Schwester lächelte gequält, sah mich an, ich zog die Augenbrauen hoch. Alles klar.

Gut 5 Minuten später saß sie im Auto und endlich lief nicht nur meine innere Uhr, sondern auch das Taxameter. Die Nervensäge senkte nun auch die Umdrehungszahl. Offenbar ihrer gewohnten Umgebung und ihres Puplikums beraubt, sank der Elan, anderen (sprich: MIR) den Nerv zu töten. Sie hatte wohl inzwischen spitz bekommen, daß mein Geduldsfaden kurz vor dem Reißen war.

Auf der 15-minütigen Fahrt zu ihr nach Hause wechselten wir nur noch wenige Worte. Wie schön. Immerhin bemerkte sie in einem Nebensatz, wie dahin geworfen, daß ihr Mann erst gegen 15.30 Uhr nach Hause käme. Aha. Gehört - vergessen. Als sie ausstieg, sah sie mich verschmitzt von unten herauf an, zog die linke Braue hoch und hielt mir wortlos ihren Hausschlüssel entgegen.

Ganz Profi zuckte ich noch nicht einmal. Ich schloß ihr die Tür auf und verschwand wieder hinter meiner (Autotür). Wie ich noch hörte, musste nun der Zuhause wartende Kater den schrillen Wordschwall über sich ergehen lassen.

Ich bin sicher, ihr Mann hat heute Überstunden gemacht..--)).

Kommentare

  1. Hoffentlich war das ein ähnlicher Kater wie der, von dem in dem gestern im TV laufenden amerikanischen Film gesprochen wurde. Es ging darum, daß ein 10jähriges Mädchen eine Bank in die Luft gesprengt hat, es dabei aber keine Verletzten gab - außer dem Kater! "Welcher Kater?!" "Na der mit dem Dynamit auf dem Rücken!"

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