Aussichten

Man könnte Reinbek mit seinen 25.000 Einwohnern nicht unbedingt als "Dorf" bezeichnen, aber richtig "Stadt" - na ja. Schon gar nicht, wenn man 500 m weiter fährt und die Grenze zu Hamburg überquert. Den dörflichen Charakter hat Reinbek sicherlicher schon in den 60er Jahren abgelegt, als man gerne hoch und klotzig baute. Glücklicherweise beschränkte man sich hier eher auf das "klotzig" und weniger auf das "hoch". Wirkliche Hochhäuser gibt es nur 3, wenn ich richtig zähle, und in einem - dem höchsten davon - wohnen Fahrgäste, die ich gestern zum Flughafen bringen durfte.

Ich erhielt den Auftrag, um 8.40 Uhr bei der besagten Adresse zu klingeln. Eine Stimme, wohl ein älterer Herr, bat mich, in den 16. Stock zu kommen. Mein erster Gedanke war: hoffentlich funktioniert der Aufzug, denn offensichtlich warteten Koffer auf mich.

Der Aufzug funktionierte, zwar nicht flott (immerhin war dieses Ding schon 45 Jahre alt), aber zuverlässig. Nach einer mir endlos vorkommenden Fahrt erreichte ich den 16. Stock, öffnete eine Glastür - und stand auf einer Art "Aussengang", der direkt zur Wohnungstür führte.

Mir stockte fast der Atem. Die Sicht war phänomenal! Blickrichtung war Norden bist Osten und die Aussicht weit über Reinbek, den angrenzenden Sachsenwald und das dahinter liegende hügelige östliche Schleswig-Holstein - umwerfend. Zudem ging auch gerade die Sonne auf, sodaß die erwähnte Gegend in einem leichtem gold-rotem Licht lag.

Die Wohnungstür, vom Kunden geöffnet, riss mich aus meinem Tagtraum. Und anstatt Wälder, Hügeln und Sonne sah ich 3 riesige Koffer und diverse Taschen...--(( Logistisch gesehen eine mittelschwere Aufgabe, denn das Gepäck musste zuerst nach unten, da die Aufzüge recht klein waren. Unten angekommen begann ich mit der Suche nach dem Hinterausgang, denn dort sollte ich auf Kundenwunsch das Auto parken. Nach 3 Versuchen, bei denen ich jeweils entweder im Heizungskeller, im Trockenraum und im Waschraum landete, fand ich bei Versuch Nr. 4 den Ausgang.

Den Rest des Weges bis zum Flughafen legten wir aber dann ohne weitere Verzögerung und leider ohne schöne Aussicht zurück. Als ich bei meiner nächsten Tour jedoch in die Innenstadt kam, musste ich - wegen der schönen Lichtverhältnisse - noch dieses Foto schiessen...

Hamburger Rathaus

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Heute, am frühen Nachmittag. Die Ferien in Hamburg schlagen sich auch auf unser Geschäft nieder. Schon lange nicht mehr haben wir so viel Zeit mit Stehen am Taxistand verbracht wie heute. Ich klönte gerade mit einem Kollegen, da kamen 2 junge Frauen (die eine klein und rund, die andere mittelgroß und schlank) auf mein Auto zu. Beide hatten eine Tüte vom Bäcker in der Hand und daraus hervor schaute irgendetwas, was zu krümeln schien..--(( Ich sah mich im Geiste schon wieder das Auto saugen...

Beide stiegen ein und nannten mir noch mit vollem Mund das Ziel:

  • "..Ppffum McDonalpffs in Wentorfff, bidde..!"


Ich gebe zu, mein nächster Blick galt der kleinen rundlichen, die sich gerade die letzten Rest ihrer Quarktasche zwischen die Kauleisten schob. Aha. Und schon fiel die - dieses Mal falsche - Schublade in meinem Kopf zu.

Denn als wir auf dem Parkplatz von McDonalds anhielten, wünschte ich beiden einen Guten Appetit. Völlig synchron kam es von den beiden zurück:

  • "..Aber nein, wir ARBEITEN daaa...--!"


Sie hatten mich wohl durchschaut, den das Lachen war auch noch durch die geschlossenen Türen zu hören.. Irren ist menschlich, oder?

Kommentare

  1. Das war doch aber klar, daß die dort arbeiten, denn wenn sie dort essen wollten, würden sie nicht vorher woanders etwas zum essen kaufen. Außerdem kann ich sie sehr gut verstehen: Wer will schon bei McDonalds essen?!

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  2. ...und vor allem: Wer will da *hungrig* anfangen zu arbeiten?

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  3. keiner mag Dieter Bohlen und keiner kennt Verona...und keiner frisst McDonalds....

    hahahaah grüss Bernard

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  4. Gute Artikel liebe Kollege wo ich muss anrufen wenn ich bin in Hamburg-Sued und fahre mit Deine Taxi und natuerlich weil ichbin Kollege ich gebe auch Trinke Geld. LG Dein Singh

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