Girls Camp

Der heutige Dienstag hatte, ebenso wie der Montag, ganz ruhig angefangen. Ich saß um kurz vor 6 Uhr im Auto, fuhr zum Stand und - war ganz alleine. Die Sonne kam gerade so um die nächste Hausecke und ich genoss erst mal mein Frühstück: Malzkaffee und Müsli.

Ich hatte den letzten Löffel gerade verspeist, als unsere Zentrale mich bat, doch auf den Bus ("Vito") zu wechseln. Klingt immer gut, denn meistens handelt es sich bei den Fahrgästen um gut gelaunte Urlauber. Und die hat man doch immer gern im Auto, oder? Der Zettel mit den Abholadressen (7 Personen von 7 Adressen) war mittelmäßig anspruchsvoll. Der (Abhol-)Zeitplan war o.k. und die Distanzen zwischen den einzelnen Wohnorten nicht groß. Alle sollten an einen Parkplatz auf der B404 gebracht werden. Richtung Kiel, wie mir der Busfahrer über Telefon mitteilte.

Schon bei der ersten Kundin musste ich schmunzeln. Es stellte sich heraus, daß ich 7 Frauen (Generation 65 +) zur B404 fahren sollte. Dort wartete ein Reisebus.

Der erste Ehemann brachte Frau und Gepäck zum Auto.

  • "Wohin bringen Sie die Damen denn?" wollte er wissen.

  • "Zum Parkplatz "Wolfsbrook" an der 404."


Er grinste.

  • "Dann sorgen Sie dafür, daß sie auch dort bleiben..--))!"


Aha, da freute sich jemand auf die "freien" Tage.

Interessant waren nachfolgend die Gespräche im Bus. Kaum waren sie hinten zu Zweit, fingen sie an über die noch einsteigenden Freundin her zu ziehen. Das ganze Verhalten war mir ja nicht neu, schließlich hatte ich jahrelang in einem Büro mit 7 Frauen gearbeitet..

Das setzte sich fort, bis die letzte eingestiegen war. Diese machte aber recht schnell einer etwas in ihrer Bewegung eingeschränkten Mitreisenden Platz. Kaum vorne sitzend, machte sie eine Bemerkung wie:

  • Bin ja froh, nicht hinten sitzen zu müssen."


Was natürlich eine empörte Antwort der anderen Mitreisenden zur Folge hatte. Und so weiter und so fort...

Wir erreichten "Wolfsbrook" (war hier der Name Programm?) gegen 7.45 Uhr, als gut 20 Minuten vor der geplanten Abfahrt des Busses, in den die Damen umsteigen sollten. Der von mir nochmals kontaktierte Busfahrer meinte, er käme in 30 Minuten und ich solle doch bei den alten Damen bleiben.

Die lehnten das aber empört ab. Sie seien schließlich erwachsen und könnten gut auf sich selbst aufpassen. Na ja, mein Drang, noch eine halbe Stunde mit ihnen auf einem einsamen Parkplatz zu verbringen, war auch gedämpft.

  • Sie sind doch ein so netter, junger Mann, Sie müssen nicht bei uns Alten bleiben!" meinte eine von ihnen.


Hätte ich nicht die Gespräche im Vorfeld mitbekommen, wäre ich mit dem "netten jungen Mann" glatt auf den Leim gegangen..--))

___________________________

Später Vormittag. Das Krankenhaus wollte einen Patienten zu einem Arzt nach HH-Bergedorf per Taxi schicken. Ich fuhr hin, stellte mit Freude fest, daß dieses Mal kein Gehwagen und keine Krücke zu verladen war, sondern der Fahrgast sogar selbständig gehen konnte. Man muss ja auch mal Glück haben. Oder?

Kaum im Wagen wurde mir klar, daß mein Glück von kurzer Dauer war. Zuerst roch es nur nach Curry. Ja, Curry. Wie manche indische Fahrgäste. Meiner dagegen wirkte sehr deutsch, auch wenn sein Haar und sein Bart leicht in einen indischen Tempel gepasst hätten. Zum Curry gesellte sich aber auch noch ein anderer, beißender Geruch: Schweiß! Und keiner, der von heute war. Auch nicht nur von Gestern.

Klimaanlage hin oder her, ich ließ das Fenster schon an der ersten Ampel herunter. Und an der zweiten und auch an der dritten. Es ist wirklich zum Teil eine Zumutung, was man uns da ins Auto setzt! Ich nahme beinahe jede Ampel bei Dunkelgelb. Alles egal, ich wollte ihn los werden.

Wir stoppten.

  • "Jaa, dann will ich wohl mal... Ist alles erledigt?"

  • "Alles erledigt, alles bestens, noch einen schönen Tag!!!!"


Endlich war er draußen. Mit allen 4 offenen Fenstern schaffte ich es, den Curry-Schweiß-Geruch nach mehreren hundert Metern raus zu bekommen.

Scheußlich.

Kommentare

  1. Da hast du ja diese Woch schon sowohl die volle Psycho- als auch die Physio-Ekelpackung abbekommen!
    Herzliches Beileid.

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