100 Milliarden

Große Zahlen sind im Allgemeinen ja sehr beliebt. Und wenn man diese noch mit "ich" und "wir" verbinden kann, dann kann das für den Gesprächpartner auch mal sehr anstrengend werden. Der Gesprächspartner war leider ich und eigentlich konnte von einem Gespräch im klassischen Sinne nicht die Rede sein. Eher ein Monolog.

Besagter "100 Milliarden" - Kunde war gestern ein leitender Versicherungsmanager. Eigentlich kamen wir ganz nett ins Gespräch, als er sagte, daß er nach München flöge und ich erwähnte, daß ich dort aufgewachsen sei. Sogar im selben Stadtteil, in dem er sein Büro hat. All dies war aber für ihn nur eine Randnotiz, sozusagen ein Einstieg in einen narzistischen Monolog über "Investments", "Kapitalanlagen", Gelder die verwaltet und bewegt werde mussten, zum "Wohle der Versicherten" (gääähhn!).

Er und seine Versicherung (man beachte die Reihenfolge!) würden jährlich 100 Milliarden Euro verwalten! Sie seien einer der "..ganz großen Player.." (wie ich dieses Business-Deutsch hasse!) im Markt (wieder gääähhn..). Was folgte war ein gut 20 minütiger Monolog über die Risiken und Chancen, bla,bla,bla... Und daß er 150 Flüge im Jahre absolvierte. Aber es sei schon "..optimal, morgens 4 Stunden im Münchner Büro zu arbeiten..", dann "..kurz rüber nach Hamburg zu jetten.." und hier weiter im Büro zu sitzen.

Ich stellte mir das für meine Job vor. Morgens 5 Stunden in Reinbek / Hamburg fahren, dann mich in die Bahn nach Bremen setzen und dort nochmals 5 Stunden "..zu reißen..", wie es ein Kollege von mir immer gerne formuliert. Doch. Ganz toll. So möchte ich auch arbeiten, ja,ja..

Das Sahnehäubchen kam kurz vorm Flughafen. Während er halb saß, halb lag und mit leicht geöffnetem Mund und gequält-cooler Stimme von seinen Milliarden sprach, meinte er (fast gönnehaft):

  • "Na ja, sehen Sie, noch 2 Jahre Taxi fahren und dann...."


Den Rest ließ er offen, aber es war klar, daß er die Erwartung hatte, ich würde bei Fahrten mit ihm noch etwas über BWL und Wirtschaft lernen. Eigentlich nur, weil ich nach diesem Monolog träge geworden war, haute ich ihm nicht meine 2 kaufmännischen Ausbildungen und meine Berufserfahrung im Vetrieb einer großen deutschen Airline um die Ohren. Sollte er doch damit glücklich sein, daß andere eben dümmer waren als er.

Eines hat er jedoch beim "Milliarden-Poker" nicht gelernt. Nämlich, daß seine Taxifahrer (und Versicherungskunden) auch Geld zum Leben brauchten! Er gab beim Bezahlen passend ohne Trinkgeld.

Weitere Kommentare erspare ich mir an dieser Stelle.

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In den letzten Wochen festigte sich bei mir eine Erkenntnis: Navi´s sind toll, aber eine Straßenkarte sollte man trotzdem immer im Auto haben. Wer mal im Stau stand und sich nur an sein Navi halten kann, was Ausweichrouten angeht, ist verloren. Ein Straßenatlas bietet den größeren Überblick und zeigt Routen auf, die ein Navi nie in Betracht ziehen würde. Diese Erfahrung machte ich am letzten Wochenende sowohl privat, als auch am Mittwoch mit einer Kundin, die ich nach Kiel fahren durfte.

Kiel ist klasse. Je öfter ich dort bin, desto schöner finde ich dieses Stadt. Die großen Pötte am Ostsee- oder Schwedenkai faszinieren mich immer wieder. Zudem war das Wetter am Mittwoch wunderschön und morgens um 8.00 Uhr wehte eine leichte Brise von der Kieler Förder herüber.



Der Weg dorthin wird jedoch derzeit mit einer Vollsperrung der B404 auf Kieler Stadtgebiet erschwert. Die Umleitung war derart mies ausgeschildert, daß ich mich zuerst auf mein Navi verlies und nicht der Masse nachfuhr. Meine Kundin wurde schon unruhig und ich musste sie mit der Zeitangabe im Display beruhigen, nach der wir pünktlich, kurz vor 8 Uhr, beim UKSH (Uni Klinik Schleswig-Holstein) dort sein sollten. SOLLTEN. Denn als wir gut 10 Minuten durch ein großes Gewerbegebiet gekurvt waren, fanden wir uns genau an der Stelle wieder, an der wir die B404 verlassen hatten. Sehr witzig! Mit einem Straßenplan wäre das nicht passiert, denn dieser hätte uns einen Gesamtüberblick verliehen.



Also reihte ich mich doch in die Masse ein und gut 10 Minuten später standen wir vor dem UKSH. Meine Technikbegeisterung hatte einen kleinen Dämpfer bekommen..--)). Aber nur eine kleinen.

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Immer wieder gibt es Szenen wie die nachfolgende. Ich holte am Freitag Vormittag eine Frau aus Escheburg, nahe Geesthacht, ab. Sie kam aus dem Haus, welches am Hang lag und damit etwas unterhalb der Straße, schloß ab und als ich schon aussteigen wollte um ihr zu helfen, stand sie mit schräg gelegtem Kopf da und blickte vorwurfsvoll zu mir hinauf. Offenbar war ich ihr zu langsam, um ihren Koffer abzuholen. Ich spürte meine Nackenhaare in sie Senkrechte steigen, beherrschte mich mich aber und grüsste freundlich. Der Koffer war schwer. Und der Hang, na ja, eben ein Hang. Mit leichtem Schweißfilm auf der Stirn ging´s Richtung HH-Bergedorf zur S-Bahn. Unser Gespräch entwickelte sich, trotz des holprigen Starts, freundlich.

Als ich am Bahnhof hielt, zeigte das Taxameter 18,30 €. Sie zog einen Zwanziger heraus und meine Spannung stieg. Sagte sie nun "Passt so!"? Das wäre angemessen gewesen.

Nein, sie sagte "..Machen Sie 18,50 €..!" Ich schluckte. Nicht nur Speichel, sondern auch meine Bemerkung herunter. Ein Blick in mein Portemonnaie ließ meine Mundwinkel leicht zucken: nur Silbergeld. Keine 50 Cent Stücke.

  • "Leider habe ich keine 50 Cent."

  • "Und jetzt?"

  • "Tut mir leid, ich kann Ihnen nur 1 Euro zurück geben."


Eine geschlagene Minute rang sie mit sich. Ich war im Übrigen auch nicht bereit, zum nahe gelegenen Bäcker zu gehen, um zu wechseln. Bin doch nicht bescheuert.

  • "Na, dann geben Sie mir eben nur 1 € zurück. Dann ist das eben so."


Klang, als ob sie mir 10 € hätte schenken müssen. Unglaublich.

Diese Geschichte habe ich im Nachhinein auch gegenüber unserem Chef erwähnt. Sein Standpunkt war klar und deutlich: Im Fahrpreis ist nur die Fahrt enthalten. Es ist zwar üblich, daß der Fahrer beim Gepäck hilft, aber diese Leistung sollte im Allgemeinen vom Fahrgast extra honoriert werden. Macht er das nicht, darf ich - in angemessenem Ton - diesen darauf hinweisen. Speziell dann, wenn sich solche Situationen wie die eben beschriebene ergeben.

Danke für die Unterstützung!

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Kommentare

  1. wegen der kleinen Rundfahrt mit dem Navi: Hast Du auch nicht vergessen, dem Navi beim Abweichen von der B404 mitzuteilen, dass sie gesperrt ist? Denn nur wenn Du das rechtzeitig getan hast, kann das Gerät eine Ausweichroute berechnen, in der die B404 bzw. ihr nächster Abschnitt nicht mehr vorkommt. Wenn Du hingegen einfach "Fakten schaffst" durch Abbiegen, kann es durchaus passieren dass das Navi Dich schlicht "auf den rechten Weg zurückbringen" will... und sei es, dass Du für die letztendlich berechnete Ausweichroute hättest links abbiegen müssen, Du bist aber während des Berechnens schon mal rechts abgebogen- dann wäre der Grund für das Verhalten des Gerätes irgendwo klar...

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  2. Erstens lässt mein Navi (Navigon auf iPhone) keine Eingabe von Sperrungen zu und zweitens wäre auch nicht die Zeit gewesen, mit der Kundin im Auto Eingaben im Gerät zu machen. Ich habe aber gelernt aus der Sache, keine Frage.

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  3. Zum Thema Geld:
    Eigentlich zeigt mir die Art und Weise, wie der Mann über Geld spricht, daß er ein ganz kleines Würstchen ist. Leute mit echter Verantwortung plustern sich nämlich nicht so auf.
    Ich habe vor Jahren mal die Chefin eines Finanzdienstleisters zum Flughafen gefahren, wobei ihr Handy am Start anging und am Ziel aus. Zwischendrin fiel dann mal dieser Satz: "Ja wenn das wirklich so ist, wie sie sagen, dann hätten wir ihm die 180 Millionen gar nicht geben dürfen." (!)

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  4. Keine Eingabe von Sperrungen? Das ist seltsam, kann ich mir nicht vorstellen. Bei meinem Navigon-Gerät bekomme ich, sobald ich bei laufender Navigation 1x mitten auf den Bildschirm tippe, Optionen angezeigt wie Umkreissuche, Display Tag/Nacht und eben die Angabe von Sperrungen. Eine Sperrung ist mit 3x tippen "drin".
    Ist das mit dem Mobile Navigator auf dem iPhone anders?

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  5. Danke für den Hinweis! Bislang kannte ich diese Funktion noch nicht bei Navigon. Sobald ich es wieder nutze, probiere ich es aus.

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