Ein Lächeln

Der Abschluß meiner Arbeitswoche wurde beinahe zum Eigentor der Woche. Denn am Donnerstag hatte ich mir einen neuen (Funk-)Wecker zugelegt. Diese Dinger haben ja einigen Schnickschnack und obwohl ich technisch nicht unbegabt bin, gelang es mir doch, das Teil falsch einzustellen. In den ersten Stunden empfing er das Funksignal nicht und so gab ich manuell die Zeit und die Zeitzone (wieso eigentlich diese??) ein. Dazu die Weckzeit 4:30 Uhr. Pünktlich klingelte es. Sofort fiel mir auf, daß es heute besonders dunkel draußen war. Nun, ich schob das auf das bewölkte Wetter und begab mich ins Bad.

Frisch geduscht und rasiert wunderte ich mich abermals über die Dunkelheit. Mir schwante etwas. Vorsichtig sah ich auf unsere Wanduhr im Wohnzimmer. Gnadenlos zeigte mir diese, daß ich wohl beim Einstellen meines Hightec-Teils etwas falsch gemacht hatte: 3:45 Uhr ! Was nun? Früher zur Arbeit fahren? Nicht sinnvoll, denn wenn die Zentrale mich früher benötigt hätte, wäre schon ein Anruf gekommen. Also? Ab ins Bett und weiter geschlafen! Ich gehöre zu den Beneidenswerten, die sofort wieder einschlafen können.

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In den meisten Fällen bringt es etwas, sich zu positivem Denken zu zwingen. Zum Beispiel, wenn man schon morgens um 8.00 Uhr ein japanische Familie aus dem Hamburger Westen abgeholt hat (ohne Trinkgeld natürlich, aber mit 50 Minuten Fahrtzeit) und hofft, daß es einen nicht trifft, diese auch wieder nach Hause bringen zu müssen.

Ich hatte Pech. Als einzig freier Wagen traf mich das Schicksal und ich wurde zum Bergedorfer Krankenhaus beordert. KEINE Lust, nochmals nach HH-Bahrenfeld zu gurken! Nichts gegen Bahrenfeld, aber die Tour kostet wieder 2 x 50 Minuten. Es half nichts. Ich musste es tun und zwang mich, positiv zu denken, was schwer fiel. Wie so oft, sind es aber die kleinen Dinge, die einen aus dem Trübsal zurück holen. Als ich nämlich in der Ebene 0 des Krankenhauses "meine" Japaner wieder traf, wurde ich so herzlich empfangen, daß meine Laune auf einen Schlag sich besserte. Das Mädchen, etwa 3 Jahre alt, machte die schmalen Augen weit auf und rief: "Haaaallooooo..!", so als ob ein alter Bekannter um die Ecke gekommen wäre.

Und "Mama" grinste von einem Ohr zum anderen und meinte nur: "Wie schööön...!". Offenbar war ich allen in guter Erinnerung geblieben.

Na, wer kann da noch schlecht gelaunt bleiben?

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Skurriles erlebt man ja nicht nur in der Nachtschicht. Auch am Tage drängen sich ab und zu merkwürdige Gestalten in mein Taxi.

Gegen 11.00 Uhr am gestrigen Freitag sollte ich bei einer Abholadresse in Reinbek sein und klingeln. Ist eher selten, aber man braucht ja auch mal Bewegung...--)) Ich tat, wie mir geheißen, wartete und hörte dann ein halblautes "Jaaa....!". Dann, ein paar Sekunden später, ebenso halblaut: "Ich bin in einer haaalben Stuuunde wieder dahaaa...!". Sollte wohl als Drohung für den Partner gemeint sein.

Die Tür öffnete sich und eine Gestalt, Anfang oder Mitte 70, weiblich und ziemlich ungepflegt, trat heraus.

  • "Haaallllooooo...!"


Ich grüßte und sie folgte mir, ziemlich unsicher, zum Auto. Artig machte ich die vordere Tür auf und sie stieg - ohne davon Notiz zu nehmen - hinten ein. Meinetwegen.

  • "Ich möchte gerne zur Deutschen Bank."

  • "Kein Problem."


Wir fuhren los und nach ein paar Metern war die alte Dame (?) aus meinem Rückspiegel verschwunden. Nanu? Wo war sie? Mit etwas Mühe entdeckte ich sie dann doch. Sie hatte nur ihren Kopf auf die Brust sinken lassen und war eingeschlafen!! Gleichzeitig breitete sich ein Geruch wie 3 kg zermatschte Weinbrandbohnen im Auto aus, gepaart mit Nikotin. Das Öffenen des Hebedachs brachte etwas Erleichterung für meine Riechnerven.

Kaum hielt ich vor der Deutschen Bank an, ruckte der Kopf hoch, sie schniefte und sabberte etwas und meinte dann:

  • "Warten Sie, ich bin gleich zurück. Dann geht´s wieder nach Haussssee...!"


Sie war sternhagelvoll. Mich hätte brennend ihr Auftritt in der Bank interessiert, aber das wäre wohl zu auffällig gewesen.

Nach 5 Minuten wankte sie wieder auf mein Auto zu, stieg ein und rief:

  • "Naach Haaausssee..., bitte!"


Schon war der Kopf wieder verschwunden. Sie schlief. Ich nahm´s gelassen. Schließlich musste ich mich nicht zwangsweise mit 2,5 Promille unterhalten.

Beim Bezahlen war sie allerdings wieder klar dabei und gab auch ein angemessenes Trinkgeld. Wahrscheinlich hatte sie nur OHNE Alkohol Probleme.

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Vor ein paar Wochen verlor ein alter Herr beim Rangieren seines Autos die Gewalt über Vor- und Rückwärtsgang. Und das direkt neben unserer Zentrale. Das Ergebnis war eine stark beschädigte Scheibe, die notdürftig repariert und am Donnerstag endlich ersetzt wurde. Mein Mitgefühl galt den ganzen Tag (denn so lange brauchten sie) den Kolleginnen in der Zentrale, die Bau-  und ungefilterten Zug- und Straßenlärm ertragen mussten:



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