Nachtschwärmer

Wochentags einen "Nachtschwärmer" noch nach Hause zu fahren, das kenne ich kaum. Ja, am Samstag oder Sonntag sind die Taxen voll von Kiez-Heimkehrern, aber am Freitag?

Gestern Morgen um 5.50 Uhr stand ich, den ersten Kaffee trinkend und gerade meine Frühstück auspackend, am Taxi-Stand und genoss die schon recht milde Luft. Gut 100 m entfernt, vor dem Eingang unserer Zentrale, sah ich 2 Kollegen stehen, die mit unserem Chef klönten. Solange keine dringenden Aufträge anstehen, muß man eben die ruhige Zeit nutzen. Allerdings kam ich mir schon beinahe wie ein "Streber" vor, weil ich der erste und einzige Wagen am Stand war.
Vielleicht dachten sich das die anderen, im Spaß natürlich, auch? Aber sicher nicht lange. Denn mit der S-Bahn um 5.59 Uhr kam eine 3er-Gruppe, bestehend aus 2 jüngeren Frauen und einem Mann, auf mich zu. Je näher sie kamen, desto mehr reckten sich die Köpfe der klönenden Kollegen an der Zentrale. Denn die beiden Frauen trugen kurze Mäntel und kurze Röcke. Dazu hatten beide halblanges, recht helles blondes Haar.

Als sie meine Auto erreichten hatten, musste schon die Genickstarre bei den Kollegen eingesetzt haben, da bin ich sicher..--)).
Gleich eines vorweg: ich bin an jungen Frauen dieses Alters nicht im Geringsten interessiert, aber sie waren unbestreitbar sehr attraktiv und versuchten auch nicht, dieses zu verheimlichen. Überhaupt nicht. Das konnten selbst die starrenden Kollegen in der Morgendämmerung erkennen.


  • "Moooiinn, bitte zur Lübecker Straße..! Sie wissen wo das ist?" meinte die Blondine, die vorne neben mir Platz nahm.

Beinahe jeden anderen hätte ich spüren lassen, wie sehr mich diese Frage in meiner Berufsehre gekränkt hatte. Aber hier machte ich eine Ausnahme..--)). Mich freuten immer noch die neidischen Blicke der Kollegen, deren Kommentare ich genau kannte. Dazu brauchte ich keine guten Ohren. 
  • "Das gibt´s ja wohl nicht.."
  • "So früh schon und er sahnt solche Touren ab..." und so weiter..
Dabei war die Tour nicht weit und aufgrund unserer Festgehalts-Bezahlung auch vom Umsatz her nicht weiter wichtig. Aber es ging ja um den "Inhalt" des Taxis..--)).
  • "Natürlich kenne ich die Straße, ist ja kein Problem.." gab ich milde zurück.
Ich unterhielt mich mit der "vorderen Blondine" und erfuhr, daß alle 3 von einer nächtlichen Tour durch die Stadt kamen. Sie seien im Schichtdienst berufstätig und daher nutzten sie die Wochentage für "Feiertouren", wie sie es nannten. 

Als es ans Bezahlen ging, verschwand der junge Mann wortlos Richtung Haustüre, während die beiden Frauen blieben. Ich vermute, die Freundin hinten wollte auf ihre Freundin vorne "aufpassen". Man weiß ja nie, welchen Taxifahrer man erwischt..--)) Gerade nach der Geschichte des Kollegen, der eine 32-jährige 6 Stunden lang im Kofferraum entführt hatte! Ich nahm´s ihnen nicht übel. 

Da es noch recht dunkel war, mußte sich die "vordere Blondine" in den Schein der Innenleuchte beugen, um Geld zu suchen. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, aber mir fiel dabei mit einem Mal einer mein Kollegen B. ein, der - seit Jahren Single und immer auf der Suche nach einer neuen Partnerin - mit Sicherheit bei diesem sich bietenden Anblick leichte Herzprobleme mit Kammerflimmern bekommen hätte..--)). 

Mein Herz ist voll in Ordnung und so konnte ich das Bezahlverfahren profihaft abwickeln. 

Aber - zugegeben - ich hatte auch schon unangenehmere morgendliche Fahrten. Keine Frage..--))

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