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Finale?!

Das war sie wohl nun, die "letzte Schicht"?! Ich stelle deshalb Frage- und Ausrufezeichen dahinter, weil es in meinem kollegialen Umfeld natürlich Stimmen gab, die behaupteten, ich käme sowieso wieder. Das stimmt zum Teil, denn ich habe mir bereits vom neuen Chef das O.k. geholt, gelegentlich an Wochenenden noch Taxi zu fahren. Aus Spaß und nicht aus Notwendigkeit. Deshalb haben die Kollegen Recht - ja, ich komme wieder. Aber selten. Denn wie´s aussieht, wird mich der neue Job auch zeitlich fordern. Das Chauffeurgewerbe kennt keine Feiertage oder Wochenenden. Daher sind wir 7 Tage die Woche 24 Stunden lang erreichbar, was wir natürlich unter uns aufteilen..--)). Aber wie war sie nun die "letzte Schicht" oder - wie ich es nennen möchte - das "Finale"? Kurz gesagt: unauffällig. Irgendwie habe ich mir immer vorgestellt, am letzten Tag würde man sich gegenüber Kunden, die einen jahrelang geärgert haben, nicht mehr zurück halten und ihnen offen die Meinung

Versteckspiel

Schrieb ich doch noch neulich davon, daß es momentan keine Herausforderungen mehr gäbe?! Gestern bekam ich eine. Die brachte mich zwar zuerst fast zur Weißglut, aber im Nachhinein konnte ich darüber lachen. Zum Versteckspiel ist man wohl nie zu alt. Jedenfalls waren wohl meine Kunden, die ich am Flughafen abholen sollte, dieser Ansicht. Es war ein Großraumtaxi angefordert worden und - dessen nicht genug - 2 Sitzerhöhungen und einen Kindersitz sollte ich mitbringen. Nach bis dahin schon 7 Stunden hinterm Steuer war meine Lust auf Kleinkindergeschrei eher mäßig. Es ist sonst auch nicht viel höher, aber am frühen Nachmittag werden die Nerven eben nochmals dünner. Die Kunden wollten, so wurde mir gesagt, in der Zentrale anrufen, wenn sie die Koffer vom Band genommen hatten. Daraufhin wird von der Zentrale der Fahrer telefonisch informiert und dieser macht sich dann auf den Weg zum Terminal, Abflugebene. Wir warten meist ganz in der Nähe des Flughafens, um innerhalb von Minuten dort sein

Heiter bis wolkig

Besondere Touren der unterschiedlichsten Art gab´s gestern. Gegen Mittag bestellte eine Stammkundin, 70+ und gehbehindert, ein Taxi für eine Einkaufsfahrt. Frau K. aus Wentorf ist mir natürlich gut bekannt, auch wenn es andere Kollegen gibt, die sie gern und noch öfter fahren. Man kann sich mit ihr über alles nett unterhalten und so fuhren wir nach Bergedorf, zum Wochenmarkt in der Chrysanderstraße. Zuvor hatte ich vor ihrem Haus ihre ganzen Utensilien in den Kofferraum geladen: Rollator, Korb, Stock und Taschen zum Einkaufen. Vor dem Wochenmarkt lud ich alles wieder aus und sie bat mich zu warten, es würde wohl 30 Minuten dauern. Ziemlich genau nach 30 Minuten kam sie zurück. Ich sah sie schon im Rückspiegel, sprang aus dem Auto, öffnete den Kofferraum und lud alles vorher genannte wieder ein. Zusätzlich noch 3 schwere Taschen mit Einkäufen. Zurück nach Wentorf. Unterwegs bat sie mich schon, ob ich ihr nicht die schweren Taschen vor die Wohnungstür stellen könne. Natürlich! K

Gedanken

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In meiner Situation beobachtet man jeden Tag des "alten" Jobs besonders aufmerksam. Schließlich stelle ich mir immer wieder die Frage "Ist es richtig zu gehen?". Das hängt natürlich von der Sichtweise ab, ganz klar. Denn wenn ich mir meine Kollegen ansehe und - trotz so mancher kleiner Spannung - unsere doch sehr gute Stimmung untereinander deutlich mache, dann müsste ich mit "Nein" antworten. Aber mein Arbeitstag besteht nicht nur aus Spaß mit den Kollegen, sondern auch Ärger mit und über Kunden. Ganz besonders kritisch nehme ich den letzten 2 Wochen die Kunden ins Visier, die mich sowieso schon immer ganz besonders genervt hatten, die ich aber immer aus dem Blick geschoben hatte, weil ansonsten das Positive überwog. Oder etwas nicht? Und dann war da noch das Geld. Richtig! Nur von Spaß und netten Kunden füllt sich weder Kühlschrank noch Magen. Auch kann man sich von Spaß keine Kleidung oder Sprit für´s Auto kaufen. An ein neues Auto braucht man no

Schichtende

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Alles hat ein Ende - nur das Taxifahren hat zwei...! Jedenfalls gilt das für mich. Im November letzten Jahres war das erste Ende. Ich versuchte mich als selbständiger Kurierfahrer. Ein Unternehmen, das ich im Januar kurzerhand beendete, sonst hätte es mich wahrscheinlich ruiniert. Nun kommt das zweite und hoffentlich letzte Ende. Ab Oktober werde ich Taxen entweder nur noch von aussen oder gelegentlich an Wochenenden von innen hinterm Steuer sehen. Zwei insgesamt sehr schöne, witzige, anstrengende und abwechslungsreiche Jahre liegen hinter mir und bei meinen Chefs und insbesondere bei den Kollegen möchte ich mich bedanken! Aber einen beruflichen Stillstand kann und will ich mir nicht leisten - im wörtlichen Sinne. Außerdem habe ich noch andere Interessen und Begabungen (wie viele von uns) außer Taxi zu fahren, auch wenn es ein sehr anspruchsvoller Beruf ist, was viele nicht wissen oder glauben. Ich habe jetzt das Glück, beruflich neu anfangen zu können und freue mich schon se

Fußnägel

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Manche Tage fangen schon so merkwürdig an, daß man Angst haben muß, sie würden sich so weiter entwickeln. War aber dann doch nicht so. Ich fuhr gegen 5.30 Uhr durch den Sachsenwald zur Arbeit. An der Kreuzung nach Aumühle rollte ich, wie immer, langsam über Haltestrich. Es kommt sowieso nie einer um diese Zeit. Trotzdem sah ich nach links, rollte langsam an, sah nach rechts. Hups! Da tauchte wie aus dem Nichts ein Radfahrer von rechts in meinem Schweinwerferlicht auf. In voller Trekking-Montour: Helm, Hemd, kurze Hose, enstprechende Schuhe und natürlich ein Trekking-Rad. Sofort hielt ich an und er machte einen kleinen, nervösen Schlenker, fuhr aber dann ohne zu bremsen, an der Front meines Autos vorbei. Drohend hob er die Hand. "Du Arschloch! Du Drecksau! Du Hurensohn! Du Schweeiinn..!" rief er, während er weiter fuhr.  Ich war zu perplex, um was zu erwidern. Was hätte es auch sein können? Jemand, der morgens in der Dunkelheit durch die Wälder holzt und nichts a

6 Frauen

Es gibt viele Klischées - über Frauen genauso, wie über Männer. Und jeder pflegt seine Klischées gerne, seien wir mal ehrlich, oder? Nehmen wir z.B. Klischées über Frauen: sie können schlecht Auto fahren, Orientierungssinn haben sie auch keinen, sie sind großteils unpünktlich und wenn sie in einer Gruppe zusammen sitzen, wird´s laut und schrill. Das kennt man. Was aber, wenn plötzlich auf sehr begrenztem Raum alle diese Klischées sich bewahrheiten? Dann hat man nichts mehr zu lachen als Taxifahrer. Es begann mit einer schlichten Auftragsvergabe durch unsere Zentrale gestern Morgen. Ich kam mit dem 9-Sitzer, dem "Bus", vom Flughafen, als das Telefon klingelte. Ich sollte 6 Personen zum Flughafen bringen, Abholadresse war in HH-Curslack und dann noch eine in HH-Bergedorf. In Curslack fuhr ich in die Einfahrt, um Platz zum Einladen des Gepäcks zu haben. Aber - es tauchte nur eine Frau auf. Mit einem Koffer. Sie sagte, die anderen Damen würden unterwegs zusteigen und wir w

Der Spaß ist zurück

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Na endlich. Mit dem Ende der KAR-Wochen ist der Spaß am Job zurück. KAR-Wochen? Nein, das sind nicht die Wochen vor Ostern, sondern meine Bezeichnung diese ereignislosen Monate: K ranke- A lte- R echnungsfahrten-Wochen Dabei gehen oftmals alle Begriffe auch ineinander über..--)). Ich sehe schon die Leser aufspringen, die mich gerne mit anonymem Absender mit dem Zeigefinger belehren und direkt oder indirekt auf zeitgemäße korrekte Begriffe hinweisen wollen...--). In einer Zeit, in dem man lieber Dinge umschreibt, weil`s schöner und harmloser klingt, als sie beim Namen zu nennen, wird insbesondere das Wort "Alte" dem einen oder anderen aufstoßen. Das ist mir egal.  Ein Grund, warum ich die letzten beiden Jahre im Kreise meiner Kollegen so genossen habe war, daß hier nicht drum rum geredet wurde. War am Anfang ungewohnt, mittlerweile fühle ich mich dabei sehr wohl..-).  Also, wie schon gesagt, der Spaß ist zurück, die Touren werden wieder "normal". Das Tr

Der Spreizer

Den Begriff hat noch niemand gehört? Dann empfehle ich 2 x 25 Minuten Taxi fahren mit Herrn M. aus Hamburg! Danach weiß man mehr über Darmkrebs und dessen Diagnosemethoden und Behandlung, als man je wissen wollte. Im Kollegenkreis heißt Herr M. eigentlich nur noch "Ach, DER!" und niemand ist scharf auf Fahrten mit ihm. Dabei ist M. eigentlich ein sympathischer, gemütlicher Mann Ende 50. Aber meine Fahrten mit ihm ins St. Georg Krankenhaus werden immer schneller. Mittlerweile bin ich bei gut 22 Minuten Fahrtzeit angekommen. Von ehemals 25 Minuten. Liegt wohl an dem Wunsch, ihn möglichst schnell an die Bestrahlung weiter zu reichen. Gestern stellte ich ihm zu Beginn nur die harmlose Frage, wie oft er denn noch Termine hätte. Was folgte, war ein Monolog in dem er alle Einzelheiten seiner Krankheit - offensichtlich Darmkrebs - ausbreitete. Wie man überhaupt drauf kam, dass er die Krankeit habe, über die Diagnosemethode, bis hin zur Beschreibung des Gefühls, welches er momentan

Draufgezahlt

Die innere "Schwarze Liste" bekam gestern einen neuen Eintrag. Kein überheblicher B-Promi und auch kein sich selbst überschätzender Manager aus der 2. Reihe einer Mittelstandsklitsche. Nein, es ist eine junge Physio-Therapeutin aus einem Nachbarvorort Hamburgs. Die Adresse war ich noch nie angefahren, daher hatte ich keine Vorstellung, wer denn kommen sollte. Unsere Funkerin gab mir kurz vor dem Termin noch den Hinweis, die Kundin käme auf Krücken. Gut, daraufhin fuhr ich recht dicht ans Grundstück und gleich darauf sah ich sie auf mich zu humpeln. Eine Frau Anfang 30, sympathisch und hübsch. Ich spulte das passende Serviceprogramm ab: Tür öffnen, Krücken abnehmen, einladen und Tür schließen. Wir fuhren die kurze Strecke zum Arzt und ich bekam - wie üblich - die Krankengeschichte in Kurzform erzählt. Ein paar freundliche Nachfragen und schon waren wir am Ziel. • "Das macht dann 6,20 €, bitte." Sie kramte in ihrer Tasche, zog 10€ heraus und gab sie mir. Mehr n

Aus Kundensicht...

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Das Wochenende war heiß,... ... aber ich bin trotzdem Taxi gefahren. Nein, nicht in meinem, sondern als Fahrgast, was auch mal eine interessante Sichtweise war. In meinem "2. Leben" (neben dem Taxifahren) bin ich neuerdings als Funktionär des Deutschen Windhundverbandes mehrfach im Jahr in ganz Deutschland unterwegs. Dieses Wochenende führte der Weg nach Landstuhl (nahe Ramstein / Pfalz) - mit dem Zug. Auch wenn es vielleicht ein wenig verwundert, aber die Bahnverbindung dorthin ist gut und ohne großes Umsteigen machbar. Zudem bin ich in den vergangenen Jahren zu einem großen "Bahn-Fan" geworden. Fliegen war gestern - Bahn fahren ist heute..-)! Zuerst brachte mich der ICE von Hamburg nach Mannheim. Und zwar recht zügig.. Weiter ging´s mit dem Regionalverkehr nach Landstuhl. Aber - es war heiß. Sehr heiß. Deshalb hatte ich wenig Muße, die gut 2 km vom Bahnhof zur Rennbahn zu laufen. Also - Taxi! Schon im Zug suchte ich nach Taxiunternehmen vor Ort u

Sportlich, sportlich...

Wo ist sie hin, die Begeisterung im Team? Der Einsatzwille und die sich anhäufenden Überstunden, weil man teilweise kaum nachkam, mit dem Abarbeiten von Aufträgen? Ich weiß es nicht. Seit Wochen dümpelt das Geschäft vor sich hin. Mittlerweile möchte ich schätzen, daß gut 60% unserer Aufträge Rechnungsfahrten für Kranke sind. Kein Scherz. Die anderen 50% setzen sich zum Großteil aus Orts- und Kurztouren mit der " Generation 75+ " incl. dem Transport von Rollstühlen und Rollatoren zusammen. Auch kein Scherz. Nur noch ein kleiner Teil unserer Aufträge hat die Qualität, die wir eigentlich haben wollen: mal über die Stadtgrenze hinaus in Bereiche von Hamburg, in die man selten kommt. Oder aber mal nach Kiel, nach Lübeck oder aber - wie im letzten Jahr - nach Leipzig!? Wir wollen wieder Touren fahren, bei denen man sich den Wolf sucht, weil die verdammte Adresse erst nicht zu finden ist! Wir wollen das Gefühl wieder haben, mit unserer Erfahrung und Engagement auch kniffl

Nur 2 Fotos...

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Urlaub muss auch mal sein, hatte ich mir gedacht und wäre eigentlich am 27.7. gerne mit meiner Frau nach Tirol gefahren. Aber - das Schicksal schlägt manchmal unverhofft zu - es kam nicht dazu. Eine unserer Hündinnen musste notoperiert werden, genau am Abreisetag. Also muss Tirol noch ein weiteres Jahr auf uns warten. Läuft nicht weg, denke ich..--)). So blieben wir Zuhause, pflegten unsere Kranke und gingen u.a. auf die eine oder andere Radtour durch unsere wunderschöne Gegend. Andere kommen von weit her, um hier ihre Ferien zu verbringen, dann können wir das auch. Das Wetter hätte beständiger sein können, aber wir machten das Beste draus. Auch am 30.7. dachten wir auch so, packten die Räder ins Auto - nebst Hunden - und fuhren an den Elbe-Lübeck-Kanal, nahe Mölln. Zuerst wurden wir kräftig nass, kaum daß wir aus dem Auto gestiegen waren. Menschen und Hunde drängte sich unter das Dach einer provisorischen Hütte, bis es zu Ende war. Wir waren gerade wieder 10 Minuten unterwegs,

Eselsbrücken

Wir alle verwenden sog. "Eselsbrücken", um uns an bestimmt Dinge zu erinnern. Interessant ist, daß solche Brücken altersabhängig sind. Manche davon sind allerdings schon etwas skurril, wenn ich da an die Fahrt mit einer alten Dame, irgendwann in der vergangenen Woche, denke. Geschätzt war sie über 80 Jahre alt. Ihr Mann verabschiedete sie am Tor und ich dachte, wir würden weiter weg fahren. Aber es ging nur nach Bergedorf, also gut 10 Minuten entfernt. Wie könnte es anders sein? "Wir" wollten zum Arzt. Was sonst..--))? "Ich möchte zu Dr. Göris." Die meisten älteren Menschen sind der Ansicht, daß man - auch als jüngerer - doch ebenso alle Ärzte und deren Adressen kennen müsste. Zum Glück ist das bei mir nicht der Fall. Mein letzter Arztbesuch liegt schon gut 2 Jahre zurück. "Hätten Sie vielleicht eine Adresse?" "Ja, ja, er hat seine Praxis "Hinterm Graben 48".  Das war doch schon mal eine Angabe, auch wenn mir di

Eine Seltenheit!

Solche Sätze wie "Die Jugend von heute..." oder "Wir waren früher anders.." habe ich in meiner eigenen Jugend - verständlicherweise - gehasst. Heute bin ich selbst soweit, daß sie mir manchmal durch den Kopf gehen, wenn ich jugendliche oder noch recht junge Fahrgäste im Auto habe. Ich rede jetzt hier von der Altersgruppe zwischen 17 und vielleicht 25 Jahren. Darunter kann man sie noch nicht ernst nehmen, darüber muß man sie ernst nehmen. Generell gibt es Faustregeln, die sich im Laufe der Jahre bei mir gefestigt haben: junge Männer, insbesondere im Pulk, sind das dümmste, was man im Auto haben kann. Dagegen sind junge Frauen oft schon viel vernünftiger und weiter in der Entwicklung und im Verhalten. Das ist nicht neu, das haben meine Eltern und Großeltern auch schon gewusst, aber ich möchte das aus der Sicht von heute 45 Lebensjahren im Nachhinein gerne bestätigen. Allerdings bin ich mir sicher, daß das Niveau in den letzten 25 Jahren stark nachgelassen hat. W

Auf schmalem Grat

Selten hat mir ein Blogbeitrag so aus der Seele gesprochen, wie der gestrige von meinem Kollegen Sven-Erik . Er hat am gleichen Tag ein ähnliches Erlebnis in Sachen "Service" gehabt. Nur in einem etwas anderen sozialen Umfeld. Eigentlich bin ich am Wochenende gar nicht unterwegs, aber da ich letzten Montag frei hatte und gleichzeitig mein Chef für den gestrigen Samstag noch einen Fahrer brauchte, war das eine gute Gelegenheit, den Tag wieder rein zu arbeiten. Auch wenn ich das nicht jedes Wochenende haben müsste, aber Samstag oder Sonntag Taxi zu fahren ist meistens interessant und bringt Spaß. So war auch dieser Samstag ein guter Tag. 3 Flughafentouren, 2 mit Pkw 1 mit unserem "Bus" - alles passte. Ganz zum Schluß - ich hatte mich eigentlich schon abgemeldet - kam über Funk noch die Bitte, ein "kleine Ortstour" in Wentorf zu fahren. Kein Thema. Die Kundin wollte mich auf dem Parkdeck des "Casino-Park"-Einkaufszentrums erwarten. Was sie auc

30 Cent

Nein, es geht NICHT um die Höhe des Trinkgeldes. Das war mir in diesem Fall völlig egal. Es geht um das Vorspiel! Die Kundin ist eine Stammkundin. Ein alte Frau, die in einem der eher gehobenen Seniorenwohnheime Reinbeks logiert. Eigentlich fährt sie immer nur aus einem einzigen Grund mit uns: einem Arztbesuch. Aber nicht zu einem, sonderen zu diversen Ärzten. Und jedes Mal geht´s um eine andere Krankheit. Mein Kollege Norbert hat sich mal zu der Frage hinreißen lassen: "Na, Frau J., welches Wehwehchen haben wir denn heute..--))?" Frau J. nimmt solche Spitzen gar nicht war. Sie ist so in ihrer eigenen Krankheitswelt versunken, daß es für sie kein anderes Thema gibt. Aber das wird dem jeweiligen Fahrer in aller Ausführlichkeit nahe gebracht. Vom Ein- bis zum Aussteigen.  Genau genommen gibt es für Frau J. nur 3 Ziele: 1 in Bergedorf, 1 in Lohbrügge und 1 in Reinbek. Zu den ersten beiden hat sie einen Festpreis bekommen, in Reinbek natürlich nicht. Das wäre illegal.

Verfolgungsjagd

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Schon mal ´nen Linienbus verfolgt? Ich auch nicht. Schon gar nicht mit einem Taxi. Aber genau diesen Wunsch hatten die Beiden heute, die am frühen Nachmittag an mein Fenster klopften. Er wie sie waren ca. 30 Jahre alt und etwas gestresst wirkend. "Dürfen wir Sie etwas fragen?" Sooo hab´ ich´s gern..--)). Der Jüngere fragte den Älteren respektvoll, ob er ihn ansprechen darf. Sehr schön..--) "Natürlich. Um was geht´s denn?" "Wir haben gerade unseren Bus um 1 Minute verpasst. Könnten Sie ihn  einholen?" "Vielleicht. Welche Richtung, bzw. welcher Linie ist es denn?" "Na, Richtung ESSO-Tankstelle." Die Antwort war mir lieber, als eine mit der Liniennummer. Da ich Bus fahren nicht mag und es selbst auch möglichst nie tue, merke ich mir natürlich auch nicht die Linien.  "Klar, ich probier´s. Steigt ein." "Oh danke!!!! Sie sind unsere Rettung!!!" "Noch haben wir den Bus nicht." dämpfte ich

Vom Fach!

Es gibt in unserem Beruf ja nicht DEN Kunden. Natürlich nicht. Auch was die Sympathie angeht, so kann man nicht eindeutige Linien zwischen "sympathisch" und "unsympathisch" ziehen. Jedenfalls geht mir das so bei den meisten meiner Fahrgäste. Eine "schwarze Liste" wie sie ein Kollege von mir führt, habe ich - noch - nicht. Kein Scherz! Er hat im Laufe der Jahre eine Liste zusammen gestellt und kann sich aufgrund dessen schon im Vorfeld auf den Fahrgast einstellen. Ich finde das nicht schlecht..--)) Der gestrige Kunde, den ich vor Schichtende noch vom Flughafen abholte, stünde jedenfalls nicht auf dieser Liste. Im weitesten Sinne ist er in der Modebranche tätig und daher irritierte mich sein "Outfit", als zu mir ins Taxi stieg: Gepflegte Erscheinung, kurzes Haar, leicht gebräunt, rasiert, modisches Hemd. Aber... er trug eine verwaschene Jeans mit einem Loch am Knie! Und er kam von einem Kundentermin. Fährt man heutzutage schon mit kaputten Kl

Nachbarschaftsfürsorge

Der Umgang mit älteren Kunden ist oft anstrengend, aber manchmal auch fast rührend... Sie pflegen ganz oft noch dieses "direkte Miteinander", im Gegensatz zu meiner, bzw. der schon nachfolgenden Generation. Hier läuft nichts mehr ohne Handy oder Internet. Ja, ich gestehe, ich bin auch einer davon. Und zwar mit Begeisterung! Der alte Herr am Donnerstag war aber noch ganz "altmodisch" - und das ist hier nicht negativ gemeint. Ich holte ihn am Krankenhaus ab, wo er mit seinem großen Koffer geduldig gewartet hatte. Er nannte mir sein Ziel in Bergedorf und meinte: "Ich habe aber kein Geld dabei! Meine Frau ist hoffentlich zu Hause, sonst frage ich bei Nachbarn." Eine jüngere Generation ("Generation Google") hätte bereits über´s Handy alles abgeklärt, er besaß offenbar keines. Direkt vor seiner Haustüre war ein guter Platz zum Parken: auf dem Radweg. Er humpelte auf seine Tür zu und klingelte. Keine Reaktion. Er klingelte erneut und hämmert

Du hast Pause!

Der Donnerstagabend ist inzwischen wohl zum traditionellen Abend für jugendliche Nachtschwärmer geworden. So ziemlich an jedem Freitag, zwischen 6 und 8 Uhr, fallen angetrunkene, müde und völlig abgekämpfte "Twen´s" zu uns in die Taxen. Bisher hatte ich immer relatives Glück. Zu 99% waren es junge Frauen, die einfach nur nach Hause wollten und sich offensichtlich freuten, keinen Fahrer erwischt zu haben, der sie totlabert oder gar anmacht. Heute Morgen aber fielen sie zu Viert über mich her: 2 Frauen und 2 Männer. Alle so Anfang bis Mitte 20. Die Alkoholwolke waberte schon nach Sekunden durch´s Auto. Drei saßen schon auf der Rückbank und der vierte stieg - logisch - vorne zu. Aber wie! Es gibt nicht viel, was mir morgens die Laune verdirbt, aber er  schaffte es in Sekunden. "Haaalllloooo, Herrrrr Taaaxxifaaaahrrrerrr..!"  Dabei grinste er mich mit seinen glasigen Augen an und fand sich offenbar total lustig.  "Moin! Wo soll´s denn hin gehen" f

Der große Platz

Aus den vergangenen Jahren, in denen ich viele Nachtschichten gefahren bin, war ich so manche ungenaue Ortsangabe gewöhnt. • "Da vorne an der Laterne halten!" war manchmal noch die präziseste Angabe. Meist von Frauen. Und das in Strassen, die Dutzende von Laternen besaßen..-))😉 Auch beliebt sind Rufe wie • "Oh, HIER hätten Sie jetzt halten müssen!" wenn man dann - ohne Eigenverschulden - am Haus vorbei gefahren war. Zum reinen Ratespiel geriet am Dienstag eine Fahrt bereits VOR dem ersten Meter. Eine alte Dame stieg zu und gab an, sie müsse nach Bergedorf. Nun, Bergedorf ist groß, also fragte ich nach der Strasse. • "Ja, äh, also die weiß ich jetzt nicht so genau." Toll. • "Also ich muss zu Dr. B. , wenn Ihnen das was sagt. " Tat es nicht. • "Das ist da bei der Eisdiele, wissen Sie?" Nein. Die Wissenskluft zwischen uns wurde immer größer. Was ja auch kein Wunder war. Sie orientierte sich an Geschäften, Ä

Der Unfall

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An einem Unfall beteiligt zu sein ist weder lustig, noch interessant. Wenn man jedoch, wie ich am vergangenen Dienstag, die Unfall verursacherin nach Hause bringt, dann kann es im Nachhinein doch ganz interessant werden. Was war passiert? Zuerst bekam ich nur mit, daß in Wentorf b. Hamburg plötzlich sehr viel Blaulichter zu sehen und Martinshörner zu hören waren. Alle Fahrzeuge, Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr, strebten in der Hauptstraße Richtung Verkehrskreisel. Da ich gerade eine Kundin abholte, mußte ich einen kleinen Umweg fahren, um sie an ihr Ziel zu bringen. Die Kreuzung Hauptstraße / Berliner Landstraße / Hamburger Landstraße war dicht und ein Schwarm von Blaulichtern zuckte über die Szenerie. Da musste es aber kräftig gerumst haben?! Da so etwas in oder nahe bei einer Großstadt häufig vorkommt, nahm ich nicht weiter Notiz davon. Es war bereits 16 Uhr, also Zeit für das Schichtende. Gerade als ich vom Bergedorfer Krankenhaus mich auf den Heimweg machen wollte, fun

Die Unterschrift

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Das Erziehen von Fahrgästen liegt mir selbstverständlich fern. Nein, erwachsene Menschen muß man lassen wie sie sind. Man kann nur - bei entsprechendem Verhalten - sagen wir, "kleine Gemeinheiten" verteilen, die den Betreffenden zwar nicht ändern, aber einem selbst das Gefühl gewisser "Zufriedenheit" verleihen...--)). Von meiner Frühtour zum Flughafen kam ich gegen 7.30 Uhr zügig zurück. Kaffee hatte ich getrunken und so war die Welt schon ganz in Ordnung. Jetzt hieß es für mich: "Steig schnell um auf den Bus und fahre nach Siek!" - Siek? Ungewöhnlich, weil gut 20 km entfernt, aber mal was Neues. Sicher eine weitere Flughafentour? Leider nein. Ein Gruppe von 5 Personen hatte einen Mehrsitzer bestellt, um zu einer Firma nach Schwarzenbek, für die wir öfters Geschäftskunden fahren gebracht zu werden. Die Zeit war knapp, denn ich saß erst gegen 7.45 Uhr im Vito und hatte gut 25 Minuten Fahrtzeit vor mir. Von pünktlicher Ankunft um 8.00 Uhr konnte daher

Der Unsympath

Wer behauptet hat, Geschichte wiederhole sich nicht, hat vermutlich recht. Aber Geschichte n tun dies gelegentlich doch. Ich habe mal im Archiv nachgesehen, aber leider hatte ich über diese Fahrt, die sich im letzten Jahr genauso zugetragen hat, nichts geschrieben. Schade, eigentlich. Also hole ich das hier und jetzt nach... Urlaubszeit = Reisezeit. Seit letzter Woche hat Hamburg Sommerferien, seit heute auch Schleswig-Holstein. Gegen 9 Uhr hieß es: ab in den Vito und Fahrgäste abholen. Die Adresse kam mir bekannt vor, rief aber nicht gleich Bilder hervor. Ich fuhr vor und wusste, hier war ich letztes Jahr schon mal. Ein unsympathischer Vater, eine recht hübsche Mutter, 2 Kinder und ein ältere Dame kamen mir ins Gedächtnis. So war´s dann auch. Sie schleppten schon fleißig Koffer vor die Türe - riesige Teile, wie ich sehen konnte - und ich machte fleißig den Träger. Der Vito war zum Schluß bis unter´s Dach voll. Und ich fing schon zu schwitzen an. Anschließend die gleiche Sitz

Schwarz auf weiß

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Über die hohe Zahl meiner Leser freue ich mich täglich. Diese zeigt mir, daß sich Viele für das, was ich tagtäglich im Beruf erlebe, interessieren.  Einer dieser Leser ist Jan Casalette, Herausgeber der Fachzeitschrift "Hallo Taxi". Er kam vor einigen Wochen auf mich zu und bat darum, Auszüge aus meinem Blog in eben dieser Zeitschrift abdrucken zu dürfen.  Selbstverständlich war ich einverstanden. Ein solches Angebot kommt auch nicht täglich.  Und nun ist es da: das erste Exemplar von "Hallo Taxi" mit einem meiner Beiträge aus dem Mai 2012! Weitere sollen folgen, insgesamt 10 x pro Jahr. Somit hat sich mein potentieller Leserkreis um weiter 25.000 erhöht.  Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an Jan Casalette und seinen Verlag! ___________________________________________________