Nur eine Geste

Der Winter ist vorbei. Zumindest hier im Norden, könnte man den Eindruck gewinnen. Das Eis auf Elbe und Alster schmilzt so schnell, daß man zusehen kann. Wo am letzten Wochenende noch 100.000 Menschen Schlittschuh liefen und Bratwurst aßen, könnte heute noch nicht einmal mehr eine Ente stehen.

Die Gipfelpunkt der Temperaturen war gestern vor einer Sparkasse in Wentorf b. Hamburg zu sehen:


Na, na, na... Mein Autothermometer zeigte gerade mal 8 Grad an. Die Wahrheit lag wohl dazwischen. Jedenfalls machte ich schon darüber Gedanken, wann wir wohl das erste Mal grillen können..-)

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Von den Temperaturen in Biergarten-Stimmung gebracht wurden wohl schon 2 Herren in mittleren Jahren. Sie stiegen nach ihrer nachmittäglichen Kneipen-Tour gegen 15.30 Uhr in mein Auto. Die ersten Sätze der beiden waren kaum zu verstehen. Zu durcheinander, zu verworren. Der eine redete von "..nach Buxtehude fahren..", der andere von einer weiteren Eck-Kneipe in HH-Bergedorf.
Dazwischen liegen natürlich Welten. Die Bergedorf-Variante setzte sich durch.

Selten so viel dummes Zeug innerhalb von 10 Minuten gehört. Sie laberten vom Datenschutz beim Taxifahren, erzählten lauwarme Witze und schweiften dann auf den Stunden vorher verkündeten Rücktritt des Bundespräsidenten ab. Als wir endliche den Reetwerder in Bergedorf erreicht hatten, säuselte der vorne Sitzende:

  • "Ffffaahhr blossss nahhh rrran, sonssst gibtsss kkkein Trrinkggelddd...!"
Ich hielt direkt vor der Kneipe. 

  • "Macht dann 14,70 €, bitte."
  • "Mach´ fffufffzehn draus..!"
  • "Hast du nicht eben etwas von Trinkgeld gesagt..--))?" fragte ich belustigt zurück.
Er blickte mich an, riß die Augen etwas auf und meinte trocken:
  • "Dassss ssssolll doch nurrr ´nne Geeeste sein, dasss mittt dem Trrrinkkgggeld...!"
Den Witz kannte ich dann doch noch nicht..--)

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Von einem Kollegen, der 2 Tage frei hatte, "erbte" ich am Donnerstag und Freitag eine Bestrahlungsfahrt ins St-Georg-Krankenhaus. Die Patientin war eine sehr angenehme, freundliche Frau, mit der ich mich viel unterhielt. Gestern hatte sie ihren letzten Termin, der etwas länger als üblich dauern sollte. 
Da es schon gegen Mittag war, beschloß ich, die Zeit zu nutzen. Was liegt in St. Georg näher, als sich im Steindamm einen Döner zu holen? Meine Suche war nach ein paar Minuten erfolgreich: ein großer Dönergrill, gegenüber der Polizeistation. Naturgemäß sind die Jungs und Mädels in ihren schwarzen Uniformen und silber-blauen Autos tagsüber hier öfters mal präsent. Das stört mich auch nicht, denn über durchgezogene Linien fahre ich hier nur nachts.. 

Der Döner-Grill befand sich auf der anderen Seite, also wendete ich an der nächsten Ampel. Kurz hinter mir - ein silber-blauer VW Passat mit dieser komischen blauen Lampe auf dem Dach. Ich hielt vor dem Dönerladen in 2. Reihe und ein Gefühl sagte mir, daß ich erst mal sitzen bleiben sollte. Im Rückspiegel näherte sich der silber-blaue Passat, fuhr langsamer und hielt neben mir an. 
Ich war mir keiner Schuld bewusst und als beim Passat das Beifahrerfenster herunter fuhr, öffnete ich ebenfalls das Fenster. 

Den coolen Spruch, den man in amerikanischen Filmen oft hört ("..Na, Officer, schöner Tag heute, nicht wahr..?") verkniff ich mir. Stattdessen nickte ich fragend rüber.
  • "Na, Fahrgast abholen?" kam es von drüben herüber. 
Die Frage konnte sich auf zweierlei beziehen. Erstens vermuteten sie vielleicht, daß ich hier im "fremden Revier" wildere, da ich ja ein auswärtiges Kennzeichen hatte. Oder zweitens - das Parken in 2. Reihe. Die Jungs kennen ihre Pappenheimer gut..--)).

Ich beschloß, bei der Wahrheit zu bleiben.
  • "Nö, ich habe Hunger und will ´nen Döner holen."
Die Augen des Fahrers hoben sich.
  • "Aber nicht hier in 2. Reihe...--)))!"
Ich ließ die Schultern sinken, machte ein Zeichen, daß ich weiter fahren würde und sie zogen ab. War ja auch naiv zu glauben, ich können vor einer Polizeiwache ein paar Minuten in 2. Reihe stehen.

In Reinbek rannte vor Monaten mal ein Ober-Bulle aus seinem 1. Stock auf die Straße zu uns und blökte uns an, weil wir am Stand nicht nachzogen, nachdem ein Kollege weg gefahren war. 

Die sehen alles (was sie nicht sehen sollen)!

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