Schon Feierabend?

Als ich heute zum ersten Mal bewusst auf die Uhr sah, war´s 15.10 Uhr. Ja ich weiß, diese Uhrzeit gibt´s täglich, aber mir wurde bewusst, daß sich der Arbeitstag schon dem Ende entgegen neigt. Dabei war heute gar nicht so wahnsinnig viel los. Man merkte schon, daß sich nicht nur der Arbeitstag, sondern auch der Monat gen Ende bewegt. Und damit auch das Geld.
Statt einer Unmenge an Touren waren sie heute eher lang als viel.

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Am frühen Morgens sollte es - o Wunder! - erst mal zum Flughafen gehen. Ein netter Kunde, etwa in meinem Alter, mit dem sich eine interessante Unterhaltung ergab. Ich nutzte dieses Mal den "Schleichweg" über die Sievekingallee und weiter über Ritterstraße und Saarlandstraße. Im montäglichen Berufsverkehr brachte das sicher 10 Minuten Zeitersparnis.

Ich hatte den freundlichen Herren gerade abgesetzt, als mich meine Zentrale anrief. Nicht sonderlich überrascht nahm ich den Auftrag, einen Japaner in HH-Rissen abzuholen, an. Ich schätzte eine Fahrtzeit vom Flughafen nach Rissen auf gut 35 - 40 Minuten, ohne Eile. So kam´s auch. Termin war 9 Uhr, ich traf um 8.55 Uhr vor seinem Haus ein. Die Strecke nach Bergedorf über die Elbchaussee, den Hafen (Landungsbrücken) und der Speicherstadt genoß ich, denn der Verkehr hatte sich inzwischen beruhigt.

Kaum zurück, nahm ich Wentorf eine Frau mittleren Alters auf, die - zumindest was ihre Frisur anging - in den 80ern stehen geblieben war. Mir fiel sofort der Begriff "Haarmonster" ein. Dazu ein Gesicht, auf das man getrost einen Pfannkuchen legen konnte, ohne daß er runter gefallen wäre.
Aussehen und Charakter bedingen sich bekanntermaßen nicht gegenseitig, denn sie war eine sehr unterhaltsame, nette Kundin, mit der sich auch der eine oder andere "Lacher" entwicklelte.

Eine Art Déjà-vu hatte ich am späten Vormittag. Nicht, daß ich den Kunden, der zum Flughafen musste, bereits kannte. Nein, aber er erinnert mich an meinen letzten Chef im Vertrieb: Groß, dunkelhaarig, die Haare mit Fett oder ähnlichem nach hinten gelegt und eine unglaublich großspurige, selbstsichere Art zu reden. Selbstsicher klingt positiv, arrogant wäre wohl der richtig Ausdruck.
Ich holte ihn von seiner weiß geklinkerte Villa in Wohltorf ab, vor dem Haus standen ein A6 und ein Mercedes B-Klasse. Schwarz, glänzend, sauber. Die Klinker des Hauses, wie erwähnt, weiß.
Er selbst: dunkler Anzug, glänzende Schuhe und die geklebten Haare. W-i-d-e-r-l-i-c-h!

Der Unterschied zu meinem Ex-Chef war, daß ich mit diesem lange genug zusammen gearbeitet hatte, um ihn spüren zu lassen, daß ich ihn nicht mochte. Die 35 Minuten zum Flughafen reichten jedoch für Mr. Pomade nicht aus, um meine Abneigung zu spüren. Ich gab mir auch alle Mühe, dieses zu verdecken, versuchte jedoch nicht, zu schauspielern.

Meine größte Sorge war, daß Mr. Pomade sich mit seinen geklebten Haaren an die hintere Kopfstütze lehnte...--((.

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Tja, kurz darauf - mir kam´s jedenfalls so vor - war´s kurz nach 15 Uhr. Wenn´s am schönsten ist, sollte man gehen..--)). Deshalb stellte ich 30 Minuten später den Wagen ab.

Morgen ist bekanntlich auch noch ein Tag.


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