Gute Zeiten - schlechte Zeiten

Ferienzeit ist immer eine schlechte Zeit für Taxifahrer. Auf die meisten kann man sich geistig vorbereiten, aber die aktuelle hat mich kalt erwischt. In Hamburg sind Schulferien? Jetzt? Wofür? Als Mensch ohne schulpflichtige Kinder ist man doch immer wieder überrascht, wann die Gören frei haben..--)).
Am Montag erzählte mir jemand, daß die Hamburger frei haben. Da war mir klar, warum sich das Geschäft so dahin schleppte. Denn auch wenn Reinbek nicht zu Hamburg gehört - wenn die jenseits des Ortsschilds das Licht ausmachen, wird´s auch bei uns dunkel.


Diese "Dunkelheit" setzte sich auch noch am Dienstag fort. Öde. Kaum Touren, außer die üblichen "Bringen-Sie-mich-zu-Doktor-XY!". Entsprechend auch die Ebbe in der Geldtasche.

Mittwoch schwächelte dann nicht nur immer noch das Geschäft, wie mir Kollegen erzählten, sondern auch meine Gesundheit. Kopfschmerz und Niesen. Na prima, das kann eine tolle Woche werden. Zum Glück verließ mich zumindest der Kopfschmerz wieder recht schnell, sodaß ich am Donnerstag wieder im Sattel saß.

Und es wurde belohnt. Zwar explodierte nicht unbedingt die Auftragslage, aber plötzlich hatten die, die fuhren, offenbar ihre Spendierhosen aus den Schränken geholt und angezogen!

Zuvor jedoch noch eine erste Frusttour.

Zwei junge Männer hatten die Nacht zum Tage gemacht und kamen um 6.30 Uhr mit der S-Bahn vom Kiez.

  • "Ey, Lindenstraße, ey..., bitte!"
Habe ich in diesem Alter auch so einen Schwachsinn gefaselt? Wir unterhielten uns kurz über die vergangene Nacht, die Fahrt mit der S-Bahn, etc., etc. Kurz bevor wir in die Lindenstraße einbogen, diskutierten die Beiden, wo sie denn aussteigen wollen.
  • "Sie können uns an der Kreuzung da vorne ´raus lassen!" meinte der eine.
  • "Neee... ich hab´ kein´ Bock zum Laufen..!" erwiderte der andere.
  • "Laß´ ma´ die paar Meter noch gehen, ey..!"
  • "Komm´, auf die paar Cent kommt´s ja auch nich´ an, oder..?"
Aha. Die Windrichtung kam mir bekannt vor. Sie ließen sich vor´s Haus fahren. Ich hielt an.
  • "Macht dann 4,90 €, bitte."
Der eine gibt mir einen 10er, ich gebe 5,10 € zurück. Den 5er steckt er ein, das 10-Cent-Stück drückt er weg. 
  • "Nee..., das läuft schon so..!" 
Erfahrene Leser können sich vorstellen, was ich in diesem Augenblick am liebsten erwiderte und getan hätte. Ich ließ es aber und schluckte es herunter. Der Tag war ja noch jung. 

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Was folgte, war ein Highlight nach dem anderen und es wäre zuviel, alles zu schildern. Aber - sehr auffallend war, daß die Großzügigkeit der Fahrgäste ähnlich den Temperaturen und der Sonnenschein-Intensität stiegen. 


Diese Bestärkung meiner Theorie, dem Zusammenhang zwischen Wetter (bzw. Sonnenschein) und Zahlungsbereitschaft von Kunden, erhalte ich immer wieder. 

Optisch hatte der Donnerstag dann noch einen Leckerbissen der besonderen Art in petto. Nein, keine leicht bekleideten Fahrgäste, wenn jemand das nun erwartet. 

Gegen 15 Uhr rief mein Kollege Jens über Funk:
  • "Marco, hast du´n Foto dabei?"
  • "Die Kamera nicht, aber mein Handy..!" war meine Antwort
  • "Dann komm´ mal zur Rampe, das musst du sehen und fotografieren!"
Die "Rampe" ist die Anfahrt zur ehemaligen Notaufnahme des Reinbeker Krankenhauses. Dort parken wir öfters, wenn Patienten abzuholen sind. Zwei Aufträge kamen mir noch dazwischen, dann hatte ich Zeit. Als ich den Grund für Jens´ Anruf sah, wünschte ich mir eine Sonnenbrille:



Igitt! Wie kann man ein so tolles Auto derart verunstalten? In Schwarz wäre es ein Traum für jeden Mercedes-Fan wie mich gewesen: Innen ein 5,5 Liter V8 Motor, Leder, etc. Aber diese Farbe?? 
Sofort ging mir ein Gedanke durch den Kopf: der Besitzer dreht mit Sicherheit in irgendwelchen Indrustrie-Ruinen Schmuddel-Pornos! Anders konnte es nicht sein. 

Schade um´s Auto.

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Die Schlange der wartenden Spendierhosen-Träger war so lang, daß ich am Freitag gleich damit weiter machte und so die Woche zu einem guten Abschluß brachte. 

Irgendwann ist jedoch dann auch mal der eigene Tank leer und so verabschiedete ich mich dann gestern um 16 Uhr und steuerte die eigenen "Tankstelle" fern ab der Großstadt an. 


"Have a break - have a Wochenende..--))!"

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