Der Pub

Man sollte meinen, daß nach einer solch´ langen Pause es unglaublich viel zu berichten gäbe, aber leider ist dem nicht so. Die letzten Tage verliefen meistens nach ähnlichem Muster - morgens einige schöne, interessannte Touren und ich glaubte schon, das würde ein guter Tag werden - und dann ab Mittag nur noch Rechnungsfahrten. Es ist zur Zeit wie verhext: im März verlief es absolut top, zumindest für meine eigene Kasse. Der Mai war - für mich - der schlechteste Monat seit langem. Und der Juni? Wie schon erwähnt: Vormittag Top - Nachmittag Flop! Ein Wechselbad.

Trotz allem, das Schöne überwiegt und das Schöne ist die Vielseitigkeit.

Dienstagnachmittag war ich gerade auf dem Weg ins Bethesda-Krankenhaus in HH-Bergedorf. Kurz davor sprang plötzlich ein Mann auf die Straße, winkte und deutete mir an, daß ich stehen bleiben soll. Ich ließ das Fenster herunter und wollte ihm gerade klar machen, daß ich schon bestellt sei, da streckte er mir seine Hand entgegen und bat mich:
  • "Bitte, geben Sie mir die Hand!"
Ziemlich überrascht und etwas perplex gab ich sie ihm (was eigentlich nicht meine Art ist). Er schüttelte sie und meinte:
  • "Danke. Vielen Dank für Ihre Dienste!!"
Äh, ja, ich war erst ein wenig sprachlos. Dann sah ich seinen Kumpel, der auf einer Bank saß. Dieser lachte und winkte ab. Wahrscheinlich kannte er diese Spinnerei seines Trinkkumpanen schon.
Mir wurde klar - die Beiden hatten ein paar Promille zuviel im Blut..--))

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Apropos Promille im Blut... Am Donnerstagmorgen fuhr ich, wie gewohnt, gegen 5.45 Uhr auf meinem Arbeitsweg die Bahnhofstraße entlang. Dort sah ich, auf Höhe des örtlichen Pub´s, ein Taxi von uns stehen. Ungewöhnlich. Was machte der Kollege denn um diese Zeit dort? Es hatte doch nichts offen?! Und er wohnte auch nicht da. Ich fand erst mal keine Antwort. Später erfuhr ich, daß er Fahrgäste dort abholte...

Gegen 6.15 Uhr, ich war der Erste am Stand, rief Kollege N. über Funk, daß beim Pub ein Fahrgast stünde und dringend ein Taxi benötigte. Eine Minute später war ich dort, der Fahrgast kam mit mehr oder weniger sicheren Schritten zu mir herüber. Ein Alkohol-Wolke zog sofort durch mein Auto. Ein paar Dinge fügten sich in meinem Kopf zusammen: das Taxi, der angetrunkene Fahrgast, der Pub, die Fussball-EM...!?
Klare Sache: es hatte wohl am Vorabend ein sog. "Public Viewing" dort gegeben und der Sieg der deutschen Mannschaft war ausgiebig gefeiert worden. Der Fahrgast, der nun neben mir saß und ins Gewerbegebiet wollte, war so ein Übriggebliebener. Aber er war noch klar bei Verstand und auch nicht unsympathisch. Erst recht nicht, als er meinte:
  • "Sie sehen frisch aus und riechen gut! - Keine Angst, ich bin hetero..--)!"
  • "Ja, danke. Schließlich habe ICH ja auch geschlafen und bin geduscht..--))!"
Er nahm mir diese kleine Spitze nicht übel. Wir unterhielten uns über den Pub, die EM und die Eurokrise. Manchmal bin ich überrascht, wieviele Themen man auf so kurzen Fahrten ansprechen kann.

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Kaum war der gute Mann ausgestiegen, wurde ich erneut zum Pub beordert. Na, das fing ja gut an. Ein völlig normaler Donnerstag begann, wie eine Nachtschicht endet: in einer Kneipe!
Dieses Mal stand aber niemand draußen, also ging ich rein.


Es stellte sich heraus, daß nur noch die Kellnerin und 2 weitere Gäste anwesend waren. Und DIE wollten nun auch endgültig nach Hause. Erst lieferte ich eine weibliche Kundin Zuhause ab, dann ging´s weiter in den Nachbarort, wo der 2. Fahrgast und die Kellnerin wohnten. Es kam natürlich, wie´s kommen musste und immer kommt: der männliche Kunde baggerte die süße Kellnerin an. Sie wehrte sich mit Humor und schien ihn auch gut zu kennen.
Aber die anzüglichen Bemerkungen rissen nicht ab, bevor ich nicht auch ihn vor seiner Haustür zum Aussteigen bewegt hatten. Ich finde solche Szenen eher peinlich, als belustigend. Vielleicht habe ich schon zuviel davon erlebt? Keine Ahnung. Jedenfalls endeten diese noch nie damit, daß beide gleichzeitig ausstiegen..--)). Immerhin.

Die nette Kellnerin fuhr ich anschließend nach Hause, natürlich ohne Baggerei. Berufsehre, versteht sich. Auch wenn sie gut aussah und ich gut roch..--)).

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Kommentare

  1. Bei dem jungen Mann, der dir für deine Dienste gedankt hat, glaube ich weniger an einen Betrunkenen denn an einen Studenten. Es ist nämlich so: Wenn man eine bestimmte Stufe höherer Intelligenz bereits überschritten hat, fühlt man sich gemüßigt, in den Niederungen der menschlichen Gesellschaft - also beispielsweise bei minderbemittelten Taxifahrern - etwas Frohsinn zu schaffen, damit diese Leute nicht die Lust an ihrer Arbeit verlieren. -So kann es gewesen sein..., oder aber so, daß sich ein nicht komplett ausgelasteter Studiosus für unheimlich witzig hielt.
    Aus diesem Grund also dreimal militärisch kurz gelacht: "Ha! Ha! Ha!" >Rührt euch<

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    1. Bernd, du irrst hier..--)). Der "Betrunkene" war der Inhaber einer Investmentgesellschaft, ca, 45 - 50 Jahre alt und er ließ sich von mir direkt ins Büro fahren!

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    2. So richtig irre ich vielleicht doch nicht, denn das Image eines halbfertigen Menschen, das ein Student abgibt, kann ich auch bei Investmentbankern oder sonstigen "investigativen" Geschäftsleuten erkennen. Hätten wir sonst eine Bankenkrise erlebt und erwarten sie ständig wieder?!

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