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Es werden Posts vom Juli, 2012 angezeigt.

Eselsbrücken

Wir alle verwenden sog. "Eselsbrücken", um uns an bestimmt Dinge zu erinnern. Interessant ist, daß solche Brücken altersabhängig sind. Manche davon sind allerdings schon etwas skurril, wenn ich da an die Fahrt mit einer alten Dame, irgendwann in der vergangenen Woche, denke. Geschätzt war sie über 80 Jahre alt. Ihr Mann verabschiedete sie am Tor und ich dachte, wir würden weiter weg fahren. Aber es ging nur nach Bergedorf, also gut 10 Minuten entfernt. Wie könnte es anders sein? "Wir" wollten zum Arzt. Was sonst..--))? "Ich möchte zu Dr. Göris." Die meisten älteren Menschen sind der Ansicht, daß man - auch als jüngerer - doch ebenso alle Ärzte und deren Adressen kennen müsste. Zum Glück ist das bei mir nicht der Fall. Mein letzter Arztbesuch liegt schon gut 2 Jahre zurück. "Hätten Sie vielleicht eine Adresse?" "Ja, ja, er hat seine Praxis "Hinterm Graben 48".  Das war doch schon mal eine Angabe, auch wenn mir di

Eine Seltenheit!

Solche Sätze wie "Die Jugend von heute..." oder "Wir waren früher anders.." habe ich in meiner eigenen Jugend - verständlicherweise - gehasst. Heute bin ich selbst soweit, daß sie mir manchmal durch den Kopf gehen, wenn ich jugendliche oder noch recht junge Fahrgäste im Auto habe. Ich rede jetzt hier von der Altersgruppe zwischen 17 und vielleicht 25 Jahren. Darunter kann man sie noch nicht ernst nehmen, darüber muß man sie ernst nehmen. Generell gibt es Faustregeln, die sich im Laufe der Jahre bei mir gefestigt haben: junge Männer, insbesondere im Pulk, sind das dümmste, was man im Auto haben kann. Dagegen sind junge Frauen oft schon viel vernünftiger und weiter in der Entwicklung und im Verhalten. Das ist nicht neu, das haben meine Eltern und Großeltern auch schon gewusst, aber ich möchte das aus der Sicht von heute 45 Lebensjahren im Nachhinein gerne bestätigen. Allerdings bin ich mir sicher, daß das Niveau in den letzten 25 Jahren stark nachgelassen hat. W

Auf schmalem Grat

Selten hat mir ein Blogbeitrag so aus der Seele gesprochen, wie der gestrige von meinem Kollegen Sven-Erik . Er hat am gleichen Tag ein ähnliches Erlebnis in Sachen "Service" gehabt. Nur in einem etwas anderen sozialen Umfeld. Eigentlich bin ich am Wochenende gar nicht unterwegs, aber da ich letzten Montag frei hatte und gleichzeitig mein Chef für den gestrigen Samstag noch einen Fahrer brauchte, war das eine gute Gelegenheit, den Tag wieder rein zu arbeiten. Auch wenn ich das nicht jedes Wochenende haben müsste, aber Samstag oder Sonntag Taxi zu fahren ist meistens interessant und bringt Spaß. So war auch dieser Samstag ein guter Tag. 3 Flughafentouren, 2 mit Pkw 1 mit unserem "Bus" - alles passte. Ganz zum Schluß - ich hatte mich eigentlich schon abgemeldet - kam über Funk noch die Bitte, ein "kleine Ortstour" in Wentorf zu fahren. Kein Thema. Die Kundin wollte mich auf dem Parkdeck des "Casino-Park"-Einkaufszentrums erwarten. Was sie auc

30 Cent

Nein, es geht NICHT um die Höhe des Trinkgeldes. Das war mir in diesem Fall völlig egal. Es geht um das Vorspiel! Die Kundin ist eine Stammkundin. Ein alte Frau, die in einem der eher gehobenen Seniorenwohnheime Reinbeks logiert. Eigentlich fährt sie immer nur aus einem einzigen Grund mit uns: einem Arztbesuch. Aber nicht zu einem, sonderen zu diversen Ärzten. Und jedes Mal geht´s um eine andere Krankheit. Mein Kollege Norbert hat sich mal zu der Frage hinreißen lassen: "Na, Frau J., welches Wehwehchen haben wir denn heute..--))?" Frau J. nimmt solche Spitzen gar nicht war. Sie ist so in ihrer eigenen Krankheitswelt versunken, daß es für sie kein anderes Thema gibt. Aber das wird dem jeweiligen Fahrer in aller Ausführlichkeit nahe gebracht. Vom Ein- bis zum Aussteigen.  Genau genommen gibt es für Frau J. nur 3 Ziele: 1 in Bergedorf, 1 in Lohbrügge und 1 in Reinbek. Zu den ersten beiden hat sie einen Festpreis bekommen, in Reinbek natürlich nicht. Das wäre illegal.

Verfolgungsjagd

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Schon mal ´nen Linienbus verfolgt? Ich auch nicht. Schon gar nicht mit einem Taxi. Aber genau diesen Wunsch hatten die Beiden heute, die am frühen Nachmittag an mein Fenster klopften. Er wie sie waren ca. 30 Jahre alt und etwas gestresst wirkend. "Dürfen wir Sie etwas fragen?" Sooo hab´ ich´s gern..--)). Der Jüngere fragte den Älteren respektvoll, ob er ihn ansprechen darf. Sehr schön..--) "Natürlich. Um was geht´s denn?" "Wir haben gerade unseren Bus um 1 Minute verpasst. Könnten Sie ihn  einholen?" "Vielleicht. Welche Richtung, bzw. welcher Linie ist es denn?" "Na, Richtung ESSO-Tankstelle." Die Antwort war mir lieber, als eine mit der Liniennummer. Da ich Bus fahren nicht mag und es selbst auch möglichst nie tue, merke ich mir natürlich auch nicht die Linien.  "Klar, ich probier´s. Steigt ein." "Oh danke!!!! Sie sind unsere Rettung!!!" "Noch haben wir den Bus nicht." dämpfte ich

Vom Fach!

Es gibt in unserem Beruf ja nicht DEN Kunden. Natürlich nicht. Auch was die Sympathie angeht, so kann man nicht eindeutige Linien zwischen "sympathisch" und "unsympathisch" ziehen. Jedenfalls geht mir das so bei den meisten meiner Fahrgäste. Eine "schwarze Liste" wie sie ein Kollege von mir führt, habe ich - noch - nicht. Kein Scherz! Er hat im Laufe der Jahre eine Liste zusammen gestellt und kann sich aufgrund dessen schon im Vorfeld auf den Fahrgast einstellen. Ich finde das nicht schlecht..--)) Der gestrige Kunde, den ich vor Schichtende noch vom Flughafen abholte, stünde jedenfalls nicht auf dieser Liste. Im weitesten Sinne ist er in der Modebranche tätig und daher irritierte mich sein "Outfit", als zu mir ins Taxi stieg: Gepflegte Erscheinung, kurzes Haar, leicht gebräunt, rasiert, modisches Hemd. Aber... er trug eine verwaschene Jeans mit einem Loch am Knie! Und er kam von einem Kundentermin. Fährt man heutzutage schon mit kaputten Kl

Nachbarschaftsfürsorge

Der Umgang mit älteren Kunden ist oft anstrengend, aber manchmal auch fast rührend... Sie pflegen ganz oft noch dieses "direkte Miteinander", im Gegensatz zu meiner, bzw. der schon nachfolgenden Generation. Hier läuft nichts mehr ohne Handy oder Internet. Ja, ich gestehe, ich bin auch einer davon. Und zwar mit Begeisterung! Der alte Herr am Donnerstag war aber noch ganz "altmodisch" - und das ist hier nicht negativ gemeint. Ich holte ihn am Krankenhaus ab, wo er mit seinem großen Koffer geduldig gewartet hatte. Er nannte mir sein Ziel in Bergedorf und meinte: "Ich habe aber kein Geld dabei! Meine Frau ist hoffentlich zu Hause, sonst frage ich bei Nachbarn." Eine jüngere Generation ("Generation Google") hätte bereits über´s Handy alles abgeklärt, er besaß offenbar keines. Direkt vor seiner Haustüre war ein guter Platz zum Parken: auf dem Radweg. Er humpelte auf seine Tür zu und klingelte. Keine Reaktion. Er klingelte erneut und hämmert

Du hast Pause!

Der Donnerstagabend ist inzwischen wohl zum traditionellen Abend für jugendliche Nachtschwärmer geworden. So ziemlich an jedem Freitag, zwischen 6 und 8 Uhr, fallen angetrunkene, müde und völlig abgekämpfte "Twen´s" zu uns in die Taxen. Bisher hatte ich immer relatives Glück. Zu 99% waren es junge Frauen, die einfach nur nach Hause wollten und sich offensichtlich freuten, keinen Fahrer erwischt zu haben, der sie totlabert oder gar anmacht. Heute Morgen aber fielen sie zu Viert über mich her: 2 Frauen und 2 Männer. Alle so Anfang bis Mitte 20. Die Alkoholwolke waberte schon nach Sekunden durch´s Auto. Drei saßen schon auf der Rückbank und der vierte stieg - logisch - vorne zu. Aber wie! Es gibt nicht viel, was mir morgens die Laune verdirbt, aber er  schaffte es in Sekunden. "Haaalllloooo, Herrrrr Taaaxxifaaaahrrrerrr..!"  Dabei grinste er mich mit seinen glasigen Augen an und fand sich offenbar total lustig.  "Moin! Wo soll´s denn hin gehen" f

Der große Platz

Aus den vergangenen Jahren, in denen ich viele Nachtschichten gefahren bin, war ich so manche ungenaue Ortsangabe gewöhnt. • "Da vorne an der Laterne halten!" war manchmal noch die präziseste Angabe. Meist von Frauen. Und das in Strassen, die Dutzende von Laternen besaßen..-))😉 Auch beliebt sind Rufe wie • "Oh, HIER hätten Sie jetzt halten müssen!" wenn man dann - ohne Eigenverschulden - am Haus vorbei gefahren war. Zum reinen Ratespiel geriet am Dienstag eine Fahrt bereits VOR dem ersten Meter. Eine alte Dame stieg zu und gab an, sie müsse nach Bergedorf. Nun, Bergedorf ist groß, also fragte ich nach der Strasse. • "Ja, äh, also die weiß ich jetzt nicht so genau." Toll. • "Also ich muss zu Dr. B. , wenn Ihnen das was sagt. " Tat es nicht. • "Das ist da bei der Eisdiele, wissen Sie?" Nein. Die Wissenskluft zwischen uns wurde immer größer. Was ja auch kein Wunder war. Sie orientierte sich an Geschäften, Ä