Verfolgungsjagd

Schon mal ´nen Linienbus verfolgt? Ich auch nicht. Schon gar nicht mit einem Taxi.

Aber genau diesen Wunsch hatten die Beiden heute, die am frühen Nachmittag an mein Fenster klopften. Er wie sie waren ca. 30 Jahre alt und etwas gestresst wirkend.

  • "Dürfen wir Sie etwas fragen?"
Sooo hab´ ich´s gern..--)). Der Jüngere fragte den Älteren respektvoll, ob er ihn ansprechen darf. Sehr schön..--)
  • "Natürlich. Um was geht´s denn?"
  • "Wir haben gerade unseren Bus um 1 Minute verpasst. Könnten Sie ihn  einholen?"
  • "Vielleicht. Welche Richtung, bzw. welcher Linie ist es denn?"
  • "Na, Richtung ESSO-Tankstelle."
Die Antwort war mir lieber, als eine mit der Liniennummer. Da ich Bus fahren nicht mag und es selbst auch möglichst nie tue, merke ich mir natürlich auch nicht die Linien. 
  • "Klar, ich probier´s. Steigt ein."
  • "Oh danke!!!! Sie sind unsere Rettung!!!"
  • "Noch haben wir den Bus nicht." dämpfte ich ihren Überschwang.
Ich bog vom Bahnhof in die Bahnhofstraße ein, folgte dann der Hamburger Straße und erwartete, daß wir jeden Moment den Bus sahen, der angeblich vor 1, inzwischen 2 Minuten die Haltestelle verlassen hatte. Aber nichts geschah. 
Wir hatten inzwischen das Krankenhaus passiert, fuhren den Berg Richtung ESSO-Tankstelle hoch. Immer noch nichts. 
  • "Mensch, der muß doch irgendwo sein!" quäkte sie von hinten. 
  • "Vielleicht erreichen wir ihn in der Berliner Straße. Dort hält er sicher mal an." meinte ich beruhigend.
Rechts ab in der Berliner Straße, wieder nichts. Nur die Gegenlinie sahen wir auf halber Höhe. Dann, endlich - als wir in den Glinder Weg abbogen, sahen wir das Heck des Busses gerade noch auf die K80 Richtung Autobahn verschwinden. Der hatte mehr als 1 Minute Vorsprung!
  • "Ach lassen, wir´s, jetzt ist es auch egal. Fahren Sie uns bitte gleich in die Borsigstraße."
War mir auch recht. Ich überholte den Bus und bog 1 Minute später in die Borsigstraße ein. 
  • "Wohin soll´s denn hier gehen?"
  • "Zum Jobcenter."
Ich musste überlegen, denn das hatte ich hier noch nie angefahren. Die junge Frau kam mir zu Hilfe.
  • "Hausnummer 22!"
Ahhhhh!!! Jetzt klingelte es. Nein, nicht das Jobcenter verband ich mit dieser Adresse, sondern etwas anderes..
  • "Das ist ja das Haus, in dem bis vor Kurzem noch der Puff heimisch war!" meinte ich lächelnd.
  • "Ein Puff in diesem Haus? Das erklärt die vielen Zimmer dort..--))" meinte sie von hinten. 
  • "Ja, mit dieser Nummer verbinden wir Taxifahrer etwas ganz anderes, ha,ha,..!"
Sich gleichzeitig der Doppelsinnigkeit des Satzes bewusst werden, fingen beide an zu lachen. 


Schon irgendwie lustig: ein Arbeitsloser will Geld sparen und versucht einen Bus zum Jobcenter zu nehmen. Diesen verpasst er und versucht, ihn mit einem Taxi einzuholen, was nicht klappt. Am Ende zahlte er das 3fache, um in einem Haus, in dem früher Leuten viel Geld abgenommen wurde, sich - vielleicht - die Zahlung von wenig Geld zu sichern

Apropos Geld. Als sie das Ziel "Jobcenter" nannten war mir klar, daß diese Verfolgungsjagd auch für mich nicht unbedingt mit viel Geld in der Tasche enden würde..--((. 

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Kommentare

  1. Armer Marco, wobei ich mag solche Fahrten... oft geben die "Hartzis" mehr Trinkgeld wie die mit viel Kohle... Aber einen Linienbuss haben wir noch selten verfolgt... meist nur Busse zu Busreisen...
    LG
    Tobias

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