Finale?!

Das war sie wohl nun, die "letzte Schicht"?! Ich stelle deshalb Frage- und Ausrufezeichen dahinter, weil es in meinem kollegialen Umfeld natürlich Stimmen gab, die behaupteten, ich käme sowieso wieder.
Das stimmt zum Teil, denn ich habe mir bereits vom neuen Chef das O.k. geholt, gelegentlich an Wochenenden noch Taxi zu fahren. Aus Spaß und nicht aus Notwendigkeit. Deshalb haben die Kollegen Recht - ja, ich komme wieder. Aber selten.

Denn wie´s aussieht, wird mich der neue Job auch zeitlich fordern. Das Chauffeurgewerbe kennt keine Feiertage oder Wochenenden. Daher sind wir 7 Tage die Woche 24 Stunden lang erreichbar, was wir natürlich unter uns aufteilen..--)).

Aber wie war sie nun die "letzte Schicht" oder - wie ich es nennen möchte - das "Finale"? Kurz gesagt: unauffällig. Irgendwie habe ich mir immer vorgestellt, am letzten Tag würde man sich gegenüber Kunden, die einen jahrelang geärgert haben, nicht mehr zurück halten und ihnen offen die Meinung sagen. Nichts dergleichen geschah und ich hatte auch gar nicht den Elan dazu. Hinzu kommt, daß meine Fahrgäste - bis auf eine Ausnahme - ausgesprochen freundlich und auch großzügig waren.

Ein paar Stammkunden gegenüber erwähnte ich meinen Weggang und zum Teil gab´s sogar "Abschiedsgeld"..-)! Das war mir beinahe peinlich, denn darauf zielte ich nun wirklich nicht.

Den ganzen Tag spekulierte ich darüber, wie wohl die "letzte Tour" sein wird? Wer wird es sein? Eine nette Stammkundin? Oder die nervigen Kinder von Herrn B. aus Wentorf?
Natürlich keiner von den genannten. Es war 15.00 Uhr und wir wollten noch in der Zentrale gemeinsam meinen Ausstand feieren. Also - letzte Tour, bitte.
Die Adresse war mir bekannt, der - vermeintliche Fahrgast - auch. Viel reden, wenig bekommen. Das war meine Erinnerung an ihn. Es war mir EGAL jetzt.
Vorbestellt war für 15.15 Uhr, ich stand schon 15.10 Uhr vor der Tür. Um 15.15 Uhr tat sich nichts. Auch nicht um 15.19 Uhr. Um 15.20 Uhr schaltete ich das Taxameter ein.

Ich war gespannt auf seinen Kommentar.

Aber nicht er kam raus, sondern offenbar seine Frau. Ich öffnete von innen die Beifahrertür - und sie stieg hinten ein. Kommentarlos, was die Tür betraf, die nun offen stand.

  • "Zum Bahnhof." Ohne "..bitte."
Ich beugte mich weit hinüber und zog die Beifahrertür hörbar zu. Das Taxameter stand bereits auf 3,20 €, als ich los fuhr. Wartezeit kostet eben. 

Am Bahnhof, nach 90 Sekunden Fahrt, zeigte es 5,10 €. Sie stutzte und kramte nochmals in ihrem Portemonnaie, nachdem sie bereits einen 5 € - Schein in der Hand hielt. 

Sie wirkte so arrogant, daß ich mir eine leicht provozierende Frage nicht verkneifen konnte.
  • "Wundern Sie sich über den Preis?"
  • "Ja, es ist teurer als sonst. Aber Sie hatten ja eine Preiserhöhung, nicht wahr?"
  • "Nein, wir nicht. Nur die Hamburger Kollegen. Sie haben mich warten lassen, daher musste ich das Taxameter einschalten."
  • "Warten lassen? Nein, ich hatte für 15.15 Uhr bestellt."
  • "Richtig. Und um 15.20 Uhr waren Sie noch nicht da, deshalb habe ich das Taxameter eingeschaltet."
Verblüffung - das wäre die richtige Beschreibung für ihren Gesichtsausdruck. Sie reichte mir 5,50 € nach vorne und meinte:
  • "Sie habe ich noch nie gesehen hier..!?"
Jaaa, jetzt der finale Satz..!
  • "Werden Sie auch nicht mehr. Ich habe gekündigt."
Ziemlich irritiert von der Situation öffnete sie die Tür und verschwand mit einem gemurmelten:
  • "..na dann alles Gute..!"
Danke..--)!

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Kommentare

  1. Wer weiss. Es heisst ja, man trifft sich immer irgendwann ein zweites Mal. ;-)

    In diesem Sinne, auch von mir, alles Gute für den weiteren Werdegang, und ich bin sicher nicht der einzige der sich über den einen oder anderen weiteren Blogpost von Dir freuen würde!

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  2. Hallo Marco,

    ich hoffe natürlich auch auf einen weiteren Blogpost von dir. Irgendwann ist Taxifahren auch nicht alles. Es gibt auch andere Sachen außerhalb der Taxiwelt. Wir vermissen dich aber schon...

    Viele kollegialen Grüße aus München

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