Die Rückkehr?!

Wie reagiert man, wenn man zuerst - völlig unerwartet - vom Chef mitgeteilt bekommt, daß einem die Arbeitszeit gekürzt wird? So, wie´s im Arbeitsvertrag steht, aber man es nie erwartetet hätte, weil man als kleiner Angestellter ja keinen Einblick in die Umsatzzahlen hat? Und wie reagiert man, so als sei das Verkürzen noch nicht genug, wenn man kurz vor Weihnachten die endgültige Kündigung auf dem Tisch liegen hat? 

Diese Fragen stellten sich mir vor Kurzem. Nach 1 Jahr mit vielen Überstunden, persönlichem Einsatz - bedeutet: weniger Zeit für privates, mehr für berufliches - wurde diesem in der aktuellen Firma ein Ende gesetzt. 

Und? Wie reagieren? Natürlich machte ich mich sofort auf die Suche nach einem neuen Job, aber Jobs fliegen einem nicht über Nacht zu. Schon gar nicht vor dem Jahresende. Da arbeiten auch Personalabteilungen langsamer. Keine Panik also, sondern erst mal die Zeit des geringeren Einkommens mit einem Nebenjob auffüllen. 

In solchen Augenblicken bin ich immer froh gewesen, einen Taxischein zu besitzen und den Kontakt zu meinen "alten" Kollegen und zur "alten" Taxifirma aufrecht erhalten zu haben. 

Und da saß ich nun, Anfang Dezember 2013 morgens um 6 Uhr wieder im vertrauten


und los ging´s! Nach 2 bis 3 Touren war auch der Stadtplan im Kopf wieder auf 100%. Kunden erkannten mich wieder, Kollegen begrüßten mich, als wäre ich nie weg gewesen. Sie machten es mir leicht und das Fahren machte wieder Spaß. Auch oder gerade WEIL es nicht für länger oder immer sein soll. So sehe ich heute manche Touren und manche Kunden mit einem etwas entspannteren Blick als noch vor 14 Monaten. 

Die Geschichten schreiben die Kunden. Ich gebe sie von nun an wieder an Interessierte weiter...

Donnerstag, 26.12.13 - 2. Weihnachtsfeiertag

Um kurz vor 6.30 Uhr steuerte ich eine Adresse in Hamburg-Allermöhe an. Die Kundin hatte, wie sie mir später erzählte, verzweifelt versucht, ein Hamburger Taxi zu bekommen. Aber niemand wollte sie mit ihrem Hund, einer englischen Bulldogge,fahren. 

Quelle: http://tiere.hyperanzeigen.de/hunde/anzeige/1256-englische-bulldogge-english-bulldog-biete-andere-laender/
Da hatte sie nun in mir ja genau den richtigen Fahrer erwischt.. Als absoluter Hundenarr freute ich mich schon auf meinen vierbeinigen Fahrgast! Sie stieg vorne mit der Bulldogge ein, wobei ich ihr auch anbot, die "Kleine" dürfe auch gerne hinten auf den Sitz, da hätte sie mehr Platz. Generell dürfen Hunde bei mir im Taxi überall sitzen. Denn nie macht ein Hund mehr Dreck, als so mancher Fahrgast manchmal von sich gibt! 

Frauchen und Dogge blieben beide vorne, die Dogge schnarchte sehr bald, das Frauchen - nicht. Im Gegenteil, sie griff erst einmal zum Telefon. Es war klar, daß sie spät oder gar nicht ins Bett gekommen war. Das wollte sie offenbar ihrem Freund beichten und schlug diesen "Liebling-bei-mir-ist-es-spät-geworden-sei-mir-nicht-böse"-Ton an.. Der Angesprochene interessierte sich aber wohl mehr für die zu erwartenden Taxi-Kosten...

  • "Werden 40,- € reichen?" kam es  von ihr, untermalt mit diesem Rehaugen-von-unten-Blick
  • "Klar. Damit fahren wir ja schon fast bis Blankenese.." meinte ich im gönnerhaften Ton.
Na ja, Blankenese? Nicht ganz. Also wir in HH-Tonndorf anhielten, zeigte das Taxameter knapp 36,- €. Ich war über die nahe gelegene Autobahn A25 gefahren, mit Einverständnis der Kundin. Das waren ein paar Kilometer mehr, als durch die Stadt, dafür aber wesentlich schneller. 
Nun also flott nach oben und Geld holen!
  • "Ich lasse Ihnen meinen Hund als Pfand da! Bin gleich zurück."
Hätte ich den Hund zu Geld machen können? Wohl nur in China. 

Sie kam zurück, aber ohne Geld. 
  • "Der blöde Kerl hört die Klingel nicht."
Das Säuseln in ihrer Stimme war verschwunden. Klarer Fall von Restalkohol: Stimmungswechsel! Nun aber streikte auch ihr Handy. Akku leer. 
  • "Haben Sie ein Ladekabel?"
Ich hatte. Mit dem Kabel am Handy hing sie - wegen der geringen Länge desselben - mit dem Kopf über der Mittelkonsole. Tolle Szene. Hoffentlich sah uns niemand. 
  • "Hey, du Idiot! Warum machst du nicht auf??" pfiff sie ihren Freund an. "Komm runter und bring mir das Geld! Was? Ja, bring 40,- €!"
Eigentlich war er ein Idiot, aber zum Geld bringen und Taxi bezahlen war er gut genug? Wir Männer sind wirklich manchmal Trottel. 

Zwei Minuten später hatte ich das Fahrgeld plus Trinkgeld und setzte dieses erst mal in ein kleines Frühstück an der nächsten Tankstelle um. 

Warum, zum Teufel, mag ich diesen Job eigentlich so?

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Wieder HH-Lohbrügge, wieder eine Frau. Dieses Mal allerdings ohne Hund und 20 Jahre älter als die Säusel-Lucy von heute Morgen. Sie trug Sonntagskluft und eine eingepackte Rose in der Hand. 
  • "Ich möchte bitte in den Hans-Förster-Bogen nach Nettelnburg. Oder Klaus-Förster-Bogen oder so ähnlich."
Wie jetzt? Die Straße war mir völlig unbekannt, aber dafür gibt´s ja Navis. Mein Navi fand weder unter dem ersten, noch unter dem zweiten Namen eine Straße. Oder fand ICH sie nur nicht?
  • "Vielleicht heißt sie auch Fritz-Förster-Bogen?!"meinte die alte Dame. 
  • "Wissen Sie ungefähr, wie man dorthin kommt?"
  • "Ja, ungefähr..."
  • "Dann probieren wir´s erst Mal ohne Navi."
Sie lotste mich durch den Stadtteil bis wir in die Nähe der A25 kamen. 
  • "Vielleicht probieren Sie´s nochmal mit Hans-Förster-Bogen?"
Ich hielt an, tippte alle Namen nochmals ein - nichts. Wir hatten bereits die Autobahn überquert und standen am Rand eines Gemüseanbaugebiets. Sie war sich sicher, HIER waren wir falsch. 
Dann, auf einmal fand mein Navi den Hans-Förster-Bogen! Ich verstand es zwar nicht, aber nun erschien der Name in der Liste. Wir war gut 1 km zu weit gefahren. 
Ich drehte um, bog 2 x ab und stand vor der angegebenen Hausnummer. 

Nachdem sie den Fahrpreis gesehen hatte, beschwerte sie sich noch über das "teure Vergnügen", rundete nur auf den nächsten Euro auf und verschwand. 

Die Fahrt auf einen Satz gebracht: Steige unwissend in ein Taxi, hoffe, daß der Fahrer hellsehen kann und lasse ihn dann für seine Bemühungen auch noch "bezahlen" indem du ihm das Trinkgeld kürzt! 

Mag ich den Job immer noch?
 




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