Gewitter und Geschäfte



Endlich wieder meine so geschätzte Spätschicht. Beginn 16.00 Uhr, Ende 1.00, wenn die letzte Bahn den Vorortbahnhof erreichte und mit ihr die letzten, potentiellen “Laufkunden”.

Es war ein angenehmer Nachmittag, mit Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad (lt. Thermometer). Die Stadt war gerade von den “Cyclassics”, dem jährlichen Hamburger Radrennen, befreit, als ich auch schon meine erste Tour zum Flughafen unternahm. Netter Fahrgast, Smalltalk, Business as usual.

Zurück am Stand konnte ich mich erst mal bei offenen Fenster meinen “Lübecker Nachrichten” widmen —)). Gegen 20.15 Uhr schickte mich die Zentrale zu einer Abholadresse Richtung Trittau. Dort angekommen, hatte ich noch gut 15 Minuten Zeit. Die Adresse liegt idyllisch mitten im Wald (ein Pflegeheim) und ich parkte das Auto unter einer riesigen Eiche. Aussteigen, Abendessen auspacken und die Luft geniessen. Währenddessen fiel mir das merkwürdige Licht auf, das ich zwar auf der Fahrt schon bemerkt, aber der Tönung der Scheiben zugeschrieben hatte. Es war eine Mischung aus Lila und Beige. Schlecht zu beschreiben. Dann das Grollen im Hintergrund. Und nun konnte ich auch die Farbe zuordnen: so kündigen sich nur schwere Gewitter, bzw. richtige Unwetter an.

Es begann zu tröpfeln. Bevor mein Essen naß wurde, verzog ich mich dann doch ins Auto und hörte dem Regen zu. Mein Fahrgast kam angelaufen, bevor sich offenbar alle Schleusen am Himmel öffneten. Wir hatten den kleinen Ort noch nicht wieder erreicht, als ich mir auch schon ein Boot anstelle eines Autos wünschte. Auf der Fahrt zurück kommt man zwischen 2 Ortsteilen an einer Stelle vorbei, an der man einen Überblick über den gesamten Süden des Herzogtum Lauenburgs hat, inclusive des riesigen Sachsenwalds. Und aus dieser Richtung schob sich eine dunkle Wolkenwand heran…. Mein Fahrgast wurde, obwohl sie am S-Bahnhof an einer überdachten Stelle ausstieg, trotzdem pitschnaß. Wie schön, daß ich sitzen bleiben konnte..—)).

Während der nächsten 2 Stunden hatte ich die stressigste Zeit seit langem. Meine beiden Kollegen fuhren nämlich zu Abholaufträge am Flughafen. Das hieße im Normalfall gut 1 – 1,25 Stunden Zeitaufwand. Aber das Gewitter, daß ja von Osten her auch über die Stadt zog, verhindert die Abfertigung und Entladung gelandeter Flugzeuge, sodaß ihre Fahrgäste zwar angekommen waren, aber noch lange auf ihr Gepäck warten mussten..—((

Und genau in dieser Zeit wollten plötzlich schrecklich viele Menschen ein Taxi bei uns im Ort haben! Ich fuhr von einer Adresse zu anderen, von einem Fahrtziel zum anderen. Zum Glück beschränkten sich alle auf Kurzfahrten von maximal 10 Minuten Dauer, sodaß die anderen Bestellungen nicht zu lange warten mußten.

Aber – und das war der positive Nebeneffekt – in dieser Zeit füllte sich auch meine Kasse sehr gut. Ich versuchte, einen Auftrag nach dem anderen ruhig abzuarbeiten, war aber zum Schluß trotzdem sehr froh, als sich endlich der erste von von zwei Kollegen wieder zurück meldete. Durchatmen. Kaffee an der Tankstelle holen und am Stand die immer noch laue Spätsommerluft geniessen.

Ich mag Gewitter – irgendwie.

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