Lahmer Sonntag

Es war wie so oft: am frühen Nachmittag fragte ich telefonisch in der Zentrale nach, wann ich denn zur Schicht erscheinen sollte. "Jaa.., am liebsten wäre mir, du kämst gleich..!". Fehlanzeige. Wir kamen gerade erst mit den Hunden zurück und hatten noch kurzfristigen Besuch. Eigentlich wollte ich später anfangen, als den üblichen Zeitpunkt um 16 Uhr. Wir einigten uns auf "spätestens 16 Uhr", was hieß, ich war auf den Punkt da und holte meinen Schlüssel. Manchmal frage ich mich selbst, wie ich das mache..--)).

An den ersten Fahrgast hatte ich noch unschöne Erinnerungen. Er war, bzw. ist Trinker, natürlich auch erwerbslos, lebt bei seiner Mutter im Haus und giesst sich regelmäßig am Wochenende derart die Birne zu, daß es schon zu so manchen "Ausfällen" seinerseits gekommen war.

So wie vor gut 1,5 Jahren im Winter. Es lag Schnee, es war kalt und unser Kandidat hat - kaum 1 km von seinem Zuhause entfernt - ordentlich einen gehoben. Als ich ihn abholte, verschwand er noch mal schnell um die Ecke, kam kreidebleich heraus und roch beim Einsteigen schon etwas merkwürdig. Um mich hier etwas zurückhaltend auszudrücken: es roch nach menschlichen Exkrementen! Es wurden die längsten 1.500 m meines Lebens. Wir hatten den Hof der Gaststätte noch nicht verlassen, fuhr ich mein Fenster schon komplett herunter und steckte die Nase in die eiskalte Luft. Lieber erfrieren als erstinken! Die 2 Ampeln auf der kurzen Strecken waren gnädig mit mir und so fuhren wir gut 2 Minuten später schon vor sein Haus.
Was er bezahlte, habe ich vergessen. Nicht vergessen habe ich jedoch, wie mein Beifahrersitz aussah, als er ausstieg. Ich möchte jedoch nicht auf Einzelheiten eingehen, nur soviel: seine Mama machte alles sauber und der Wagen kam anschließend für 2 Tage in die Reinigung.
Eben jenen Herren sollte ich gestern wieder zum Wochenend-Trinkgelage fahren. Er merkte wohl meine Zurückhaltung ihm gegenüber, aber das war mir egal. Die Fahrt dauerte auch nur gut 3 Minuten und ich ertappte mich bei einem kurzen Stoßgebet, ihn nicht wieder abholen zu müssen. Es wurde erhört..--))!

Bis gegen 22 Uhr schleppte sich der Abend so dahin. Ortsfahrten, nichts als Ortsfahrten. Dann ein Highlight: nach Hamburg, nahe der Innenstadt. Mein Fahrgast, eine Frau, erwies sich als extrem zurückhaltend. Sie begann 2 x ein kurzes Gespräch, verfolgte dieses dann aber nicht weiter. So fuhren wir 20 Minuten schweigend weiter.

Da der Abend nicht vesprach, noch aufregend zu werden, stellte ich mein Auto um Mitternacht ab und freute mich auf mein Bett.


Kommentare

  1. Klingt doof ( besonders zwei Monate später ), aber alle Fenster zu, Lüftung aus und flach atmen hilft am besten, wenn der Fahrgast noch drin ist. Sobald er raus ist: Lüftung ( Heizung auf rot ) an, alle Fenster auf und bald kannst du deinem Körper wieder unbeschwert frische Atemluft zuführen.

    Ein sehr schön geschriebener Blog finde ich übrigens, ich finde deinen Schreibstil - sorry für dieses bescheuerte Wort, passt aber gut - sehr chillig, man merkt, dass du sehr gerne fährst, es klingt auch bei blöden Themen nach Urlaub. Es gibt einen HH Unternehmerblog den ich mal gelesen habe, danach hatte ich immer gar keine Lust mehr zu fahren und hab schon beim Gedanken ans Taxi schlechte Laune gekriegt, irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass es an diesem Blog lag, wo nur gejammert wurde, der ist dann gleich aus den Lesezeichen rausgeflogen.

    Gruß Mariha

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