Marmor & Chrom

Nicht jeder Tag bringt Geschichten, die es wert sind, hier veröffentlicht zu werden. So wie heute. Es war ein warmer, sonniger Frühherbst-Tag, angenehm zum arbeiten und die Fahrgäste waren alle gut gelaunt. Fertig.

Deshalb möchte ich gern 2 Wochen zurück gehen, zu einem grauen, nieseligen Tag im September. Am frühen Nachmittag fuhr ich eine junge Frau von Reinbek ins St. Georg Krankenhaus nach Hamburg. Eine Routinefahrt. Allerdings hatte ich das St. Georg nach seinem Umbau und mit seinen Neubauten noch nicht gesehen. Die junge Frau lotste mich ins Gelände, sodaß wir ganz leicht das richtige Gebäude fanden.

Kurz zuvor aber wurde ich daran erinnert, daß auch wir Taxler nur Menschen sind und ab und an am Tag gewisse Bedürfnisse haben. Der "Coffee-to-go" vom Vormittag wollte wieder ans Tageslicht, wurde mit signalisiert. Und zwar bald!
Gut, die junge Frau stieg aus, ich erledigte meinen Schreibkram so schnell es ging und suchte nach einem Parkplatz. Als Berufsfahrer hat man schließlich 2 Möglichkeiten, seinen Morgenkaffee los zu werden: entweder man sucht während der Fahrt hochwüchsigen Vegetationsbereich auf oder man vertraut den Kaffee den bewährten Porzellanprodukten von Villeroy & Boch an. Letzteres kam hier nur in Frage, denn auf die Passanten des Krankenhausgeländes hätte es sicher keinen guten Eindruck gemacht, wenn ich die erste Variante gewählt hätte..Animoticon.

Der Parkplatz war schnell gefunden, eine Tür ebenfalls, um mich ins Gebäude zu lassen. Theoretisch jedenfalls. Denn sie war verschlossen. Mist. Ein Zettel wies auf den rückwärtigen Eingang hin. Den zu suchen hatte ich definitiv keine Zeit mehr. Nun wurde mir auch klar, was das "..-to-go" beim Kaffee bedeutete...
Gegenüber stand ein anderes Gebäude und mein leicht hektischer Blick erfasste das Wort "Haupteingang" auf dem Messingschild an der Tür. Neben ein paar anderen Begriffen, die mir aber momentan nicht so wichtig erschienen.
Ich öffnete und stand vor einer derart breiten Treppe, daß leicht eine Schulklasse darauf Platz gefunden hätte. Im Schweinsgalopp nahme ich die Stufen und stand erneut vor einer Glastür, hinter der eine Dame gerade einen Kopierer bediente. Sie sah mich, kam heraus und fragte, wie sie mir helfen könne. Ganz direkt wollte ich nicht sein, deshalb fragte ich politisch korrekt nach den "Toiletten".
Die befänden sich ein Stockwerk höher, bekam ich zur Antwort. Wunderbar. Zwei Stufen auf einmal nehmend erreichte ich schließlich den ersten Stock. Die Tür. Da war sie. Schnell hinein und - ohh - wie nobel! Mir fielen sofort die edlen Fliesen an der Wand auf.
Beim Händewaschen nahm ich dann auch die das Marmorbecken und die Chrom-Armaturen war. Nicht schlecht. Wenn der Asklepios-Konzern alle seine Toiletten so ausstattet, wundert es mich nicht, daß für die Angestellten nur noch ein Mini-Lohn übrig blieb.
Auch der Handfön war keine wirkliche Massenware. Nett, nett.

Als ich unten am Haupteingang wieder ankam, fiel es mir beim Lesen der restlichen Messingschilder wie Schuppen aus den Haaren. Dort standen nämlich Begriffe wie "Hauptverwaltung", "Direktion", Personalmanagement", usw....Verwirrtes Smiley. Ich hatte durch Zufall das Gebäude der Klinikleitung erwischt. Jetzt war alles klar. Hätte mich auch gewundert, wenn dort "Intensivstation", "Kreißsaal" oder ähnliches gestanden hätte..--))

Aber gut. Es war mir ein Vergnügen. Und das Gebäude habe ich mir für die Zukunft natürlich gemerkt..Animoticon.

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