Wein, Weib, Gesang und....Leid

Selten waren Gemütszustände in meinem Auto so breit gestreut wie heute. Es begann schon um 6.00 Uhr am Morgen, als meine Kollegin in der Zentrale - ich hatte gerade den Autoschlüssel in der Hand - mich zu einem Gut schickte, dessen Besitzer Räumlichkeiten für private Feiern vermietet.
Offenbar hatte sich am Vortag ein Paar ins Glück gestürzt und die ganze Nacht gefeiert. Als ich gegen 6.15 Uhr dort eintraf, warteten schon 4 recht übernächtigte Gäste (zwischen 20 und 30 Jahre) auf mich. Alle wohnten im Hamburger Osten, also dauerte die Fahrt nicht lang. Die Sprüche, die die 4 von sich gaben, waren nicht neu. Trotzdem spielte ich mit. Man will ja kein Spaßverderber sein. Nachdem der letzte ausgestiegen war, gönnte ich mir erst mal einen Morgen-Kaffee. Den ich mir prompt zum Großteil über das frische Hemd schüttete...Verärgertes Smiley. Klasse.

Kaum zurück, die nächste Tour. Wieder welche, die noch von der Nacht übrig waren. Zum Glück blieben sie im Ort, denn ich empfand sie als unangenehm. Vor allem die beiden Männer. Nahöstlicher Typ und beide machten sich über den 11. September lustig, sprachen vom "Dschihad", usw. Fahren, halten, kassieren - raus!

Um die Mittagszeit dann das "Highlight" des Tages: 7(!) Frauen (ich hatte kurzzeitig den "Vito" übernommen) mit Unmengen an Gepäck wollten zum Flughafen. Ziel: "Malle! Ist doch klaaar...!" Schon ordentlich vorgeglüht sorgten sie während der 30-minütigen Fahrt zum Flughafen für einen permanenten Lärmpegel im Wagen. Ganz ehrlich - ich fahre lieber einen Horde betrunkener Männer, als eine Frauengruppe auf dem Weg zum Kollektiv-Besäufnis auf Mallorca...Trauriges Smiley.

Wein hatten wir schon. Weib und Gesang ebenfalls. Fehlt noch das "Leid".

Das bestieg in Form einer nicht mehr ganz jungen Dame mein Auto am örtlichen Krankenhaus. Das Handy am Ohr und offenbar mit einem Arzt telefonierend, gab sie mir ihr Ziel an und sprach weiter. Offensichtlich ging es einer nahen Verwandten sehr schlecht.
Als sie das Gespräch beendete, fragte sie mich nach einer Weile, ob öfter so verzweifelte Menschen wie sie in meinem Auto säßen. Ich wusste, wenn ich sie nach ihren Sorgen fragte, würde sie mich zutexten. Darauf hatte ich eigentlich keine all zu große Lust. Aber man ist ja auch irgendwie verpflichtet, sich die Nöte seiner Fahrgäste anzuhören. Sozusagen als "neutraler Dritter". Einer, den man 20 Minuten sieht, sich ihm anvertraut und dann wieder vergißt. So gab ich also die diplomatische Antwort, daß "..Menschen mit allen nur denkbaren Stimmungen.." mit mir fuhren.
Ich glaube, sie merkte trotzdem mein Desinteresse an einem Monolog ihrerseits. Jedenfalls schwieg sie die nächsten 10 Minuten. Dann aber, nachdem sie einen Geldautomaten "überfallen" hatte, um mich zu bezahlen, musste sie es doch los werden. Und so klagte sie mir ihr Leid und ich ließ sie reden. Es tat ihr wohl gut. Ihr "Dankeschön" für´s Zuhören fiel allerdings ziemlich mickrig aus...Verwirrtes Smiley.

So hatte ich nach gut 10 Stunden Schicht den großen Bogen der "Emotionen" erlebt. Undenkbar wäre das in meinem vorigen Job gewesen...--)).




Kommentare

  1. Hallo Marco,

    wir sind nicht zum Besäufnis nach Mallorca gereist!!! Sondern zur kollektiven Erholung.
    Es ging ja auch nicht zum Ballermann.
    Aus dem Alter sind wir doch schon raus....
    Und eine 'Horde' Frauen waren schon immer schwer zu ertragen für einen 'einzelnen' Mann!!!
    War aber schön deinen Kommentar zu lesen! :)
    Und auch die anderen Einträge kamen mir teilweise bekannt vor......
    Lg manu

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