Eine Familie - zwei Wohnungen

Immer Freitags. Das Wetter ist mies, der Verkehr viel und ich würde gerne eine Stunde früher gehen. Könnte klappen. Wenn da nicht dieser "Abholer" am Flughafen um 13.45 Uhr noch wäre... Kein Thema, das schaffe ich locker. Ankunt 13.45 Uhr, Koffer 14.10 Uhr, Ankunft in Reinbek 14.50 Uhr - Feierabend um 15.00 Uhr.

So die Theorie.

In der Praxis sah das natürlich anders aus. Zudem machte ich Bekanntschaft mit "Murphy´s Gesetz". Demnach geht alles schief, was nur schief gehen kann.

Ankunft 13.45 Uhr war noch o.k.. Dann aber versagte die Fluggastbrücke und man brauchte 10 Minuten, um die Fluggäste ex Dubai über Treppen und mittels Bussen zum Terminal zu bringen. Die Koffer waren natürlich die letzten, die auf dem Band lagen. Alles klar. Der Familienvater griff zum Telefon und informierte uns. Ich brachte meinen "Vito" (heute mal mit dem 9-Sitzer-Bus unterwegs) auf Touren und war 3 Minuten später am Terminal. Papa, Mama und eine Tochter waren schon da. Aber wo waren die anderen 2 Töchter? Laut Mama noch "..einkaufen..". Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Die beiden hätte ich mir als Papa ordentlich zur Brust genommen! Aber unser Papa hier war wohl nur noch müde und froh, endlich wieder in Hamburg zu sein. Als seine Gören nach 10 Minuten endlich - ohne Hast - kamen, machte er nur schweigend die Tür zu und wir konnten starten. Auf geht´s in den Freitag-Nachmittag Verkehr!!!

Unterwegs erfuhr ich, daß ich 2 Ziele anfahren sollte. Einmal Wentorf b. Hamburg und einmal Börnsen, gut 3 km weiter. Mir dämmerte was. In Mathe war ich nie gut, aber nun konnte ich mir doch ausrechnen, daß hier eine Familie mit 2 (!) Wohnsitzen unterwegs war. Rechnete man die Stimmung zwischen Papa und Mama noch hinzu, war das Ergebnis klar. Sie reisten gemeinsam und lebten getrennt.

Während der Fahrt fragte ich dünnlippig, woher denn die "..Verzögerung.." gekommen sei. Damit musste auch dem letzten Hinterbänkler klar sein, wie es um meine Laune stand. Die genaue Antwort weiß ich nicht mehr, war auch nicht wirklich wichtig.

An der ersten Ampel sah ich, daß ein Warnlicht mich auf eine nicht geschlossene Tür hinwies. Ich vermutete die Hecktür, da ich sehr viel Gepäck eingeladen hatte. Wer behauptet, ich sei nachtragend, hat Recht. Manchmal jedenfalls. Die gute Mama hatte bei meiner Ankunft weder "Hallo" gesagt, noch fand sie irgendwelche Worte des Bedauerns für die Verzögerung, für die sie zwar nichts konnte, aber dennoch gehört es sich schließlich, dazu etwas zu sagen. Nichts kam. Stieg hinten ein und glotzte vor sich hin. Somit war nun der Augenblick der Rache für den nachtragenden Marco gekommen. Ich rieß die Hecktüre auf und machte sie mir soviel Schwung zu, daß es hier mit Sicherheit die Ohrläppchen nach vorne gebogen hatte..--))) "..So, die ist zu.." meinte ich beim Einsteigen süffisant.

In Wentorf angekommen lud ich die Koffer der Mama und ihrer Töchter aus und der bedauernswerte Vater schleppte tatsächlich das Gepäck seiner Verflossenen und der Töchter mit in die Wohnung. Selbst schuld.Wieder gab´s kein Wort von ihr. War sie vielleicht auch nachtragend wegen der Hecktür??

Die letzten 3 km fuhren wir beiden dann, in lockerer Unterhaltung über Urlaub und Wetter zu ihm nach Hause. Ich glaube, er war auch froh, die anderen los zu sein.

Kommentare

  1. Ich schlußfolgere messerscharf: Die Dame auf dem Foto gehört nicht zu der Familie. Falls aber doch, kannst du mir die Adresse mailen?

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Bernd,
    nein, die Dame auf dem Foto ist ziemlich das Gegenteil. Im Auto war eine blonde, sehr große, dünne und weniger attraktive Dame..--))

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das "Zweite Kissen"

Kajalstifte und flotte Autos

Flatrate im Rotlichtmilieu