Fünf, vier, drei...

Wenn es einen Namen gibt, der in Reinbek und Umgebung, aber auch in Hamburg, omnipräsent ist, dann der der Familie "Bismarck". Der erste Reichskanzler des 2. Deutschen Reiches ist in Friedrichsruh, ca. 5 km von Reinbek entfernt mitten im Sachsenwald, beigesetzt. Seine Erben und Nachfahren leben noch heute in dieser Region und man kommt nicht an ihnen vorbei: "Bismarck-Apotheke", "Bismarck-Statue", "Bismarck-Mineralwasser" und natürlich der Sitz der Familie, das Gut Schönau im Ortsteil Ohe. Aber die Familie lebt nicht nur auf dem Gut, sondern auch in angrenzenden Ortschaften. Und das nicht eben in sozialhilfe-verdächtigen Häusern.

Meine Erlebnis mit Sprösslingen der Bismarcks, schätzungsweise des Kanzlers Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel, waren vor einigen Jahren eher zwiespältig. Den Jüngsten war damals offenbar der Name zu Kopfe gestiegen und so verhielten sie sich auch, wenn sie - mal wieder - vom Eis essen per Taxi nach Hause gefahren werden wollten. Und waren Freunde mit dabei, benahm man sich noch herablassender. Aber das ist Schnee von gestern. Am heutigen Nachmittag hatte ich die angenehme Aufgabe, einen der Ur-Ur-Enkel des "Eisernen Kanzlers" nebst Gattin zum Flughafen chauffieren zu dürfen..--)). Ein angenehmer Herr in den 70ern, seine Frau ebenso. Sie saß hinten, er vorne. Smalltalk, wie sonst üblich, war wohl nicht gewünscht. Die eine oder andere Bermerkung über unmögliche Verkehrsteilnehmer - das war´s auch schon. Wir schwiegen alle. Die Atmosphäre war ruhig, distanziert, aber nicht frostig.

Ich kann es nicht verleugnen: auch wenn ich nicht wirklich ein Anhänger des alten Kanzlers bin (seine berühmt gewordene Sozialgesetzgebung hatte rein politische, keine fürsorglichen Gründe), so ist es doch ein interessantes Gefühl, neben einem Nachfahren eines sehr berühmten Deutschen zu sitzen. Der Name "Bismarck" wirkt offenbar bis heute. Auch bei mir.

Nebenbei bemerkt, hat das Trinkgeld am Ende der Fahrt das Privatvermögen des Ur-Ur-Enkels nicht besonders belastet..--((.

Ein solches Kontrastprogramm, wie ich es dann am Ende meiner Schicht noch erlebt habe, gibt´s auch selten. Zwei Männer bestellten ein Taxi ins Gewerbegebiet. Als sie einstiegen wusste ich, daß ich keinen Wert auf einen längeren Aufenthalt der beiden in meinem Auto wünschte.

Es kamen definitiv nur dumme, z.T. auch unverschämte Fragen. Zum Preis, zum Auto und wieder zum Fahrpreis. Auf Einzelheiten verzichte ich hier. Wir erreichten nach gut 10 Minuten den Bahnhof HH-Bergedorf, wo sie aussteigen wollten. Aufgrund der Baustelle gab´s für die beiden nur die Möglichkeiten entweder zu Fuß den Bahnhof zu umrunden oder sich von mir weiter fahren zu lassen. Der hinten Sitzende machte noch irgendeine Bemerkung wie "..das zahl´ ich dann aber nicht.." - da platzte mir der Kragen. Ich drehte mich um und machte ich ihm klar, daß ich mir seine Unverschämtheiten nicht mehr gefallen lasse. "..Ich werfe dich hier raus, eigenhändig, wenn du nicht selbst sofort aus dem Auto verschwindest..!!!" "..Ääähh, Alter, du musst nett zu mir sein...!" meinte er daraufhin. Sein Begleiter, vorne sitztend, zog schnell sein Geld raus und bezahlte. In diesem Moment fing es an zu regnen, als ob alle Schleusentore des Himmels sich geöffnet hätten! Der Vordere öffnete die Tür, sah den Regen und blökte: "...Du willst uns doch jetzt nicht hier raus setzen, odää..?"

Ich fixierte ihn, hob die Hand und zählte ganz langsam herunter: ".. Verschwindet aus meinem Auto! Fünf, vier, drei.." Zur Zwei kam ich nicht mehr. Die beiden sprangen aus dem Auto, heulten wegen des Regens und waren schon triefnass, noch bevor die Türen zu waren...--)). Ganz sicher, ich wäre um´s Auto herum gelaufen und hätte die beiden am Kragen gepackt!

Da waren mir die Nachfahren des "Kanzlers" doch lieber.

Kommentare

  1. Vielleicht sollte man den Leuten vorschlagen, zu laufen statt ein Taxi zu benutzen. Das gesparte Geld können sie dann dazu verwenden, monatlich ihre abgelatschten Schuhe zu ersetzen.

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  2. Hallo Bernd,
    auf alle Fälle kann man auf solche Typen verzichten wie auf die Masern..--)). Aber das kennst du aus Dresden sicher auch.

    Marco

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