Jung, frech und unverschämt

Glatt habe ich noch eine Begebenheit von Samstag Nacht vergessen zu berichten.

Es war um 1.45 Uhr. Anforderung aus HH-Curslack. Wer Hamburg nicht kennt - das liegt am äußersten südöstlichen Zipfel der Stadt und macht eigentlich den Eindruck, gar nicht mehr Stadt zu sein. Es gehört zum Gemüseanbaugebiet Vierlanden, dem größten (und einzigen?) in Hamburg. Nun denn, ich mache mich auf die 15-minütige Anfahrt aus Reinbek, biege in eine Straße mit Wohnhäusern und ein paar einsamen Straßenlaternen ein. Da ist es! Ein paar pubertierende Jungs lümmeln vor der Einfahrt und rufen mir nur zu, "..die müssten gleich kommen, die Mädels..!". Bravo, wenn die Mädels auch nicht viel älter sind, wird das sicher eine lautstarke Fahrt. Und eine trinkgeldlose dazu, denn in diesem Alter wissen sie zwar, wie man Jungs eine Whiskey-Cola abschwatzt und den Lidstrich zieht, aber nicht, wie man sich Erwachsenen gegenüber - insbesondere Kellnern und Taxifahrern - benimmt..

Ich warte 5 Minuten. Dann sind es 10 Minuten. Tür auf und zum Haus, das etwas zurück versetzt liegt, gestiefelt. Ich klingle und ein Mädchen mit viel zu blonden Haaren sieht mich mit großen Augen an. Ich frage, das Taxi noch benötigt wird. Das lässt beim Gegenüber immer die Erkenntnis aufblitzen, daß das bestellte Fahrzeug gleich wieder abhaut, wenn er sich nicht beeilt. Die Hühner hinter ihr kreischen auf und alle ziehen sich schnell die Jacken an. Zwei Blondies nehmen hinten Platz, eine dunkelhaarige -und wohl älteste - vorne. Sie vermeidet Blickkontakt. Schlechtes Gewissen. Gut so. Sie wollen zum S-Bahnhof Bergedorf. Was für ein Glück. All zu lang wird die Fahrt also nicht. In Bergedorf angekommen, biege ich zum Bahnhof ab und muß feststellen, daß der Eingang des neu gebauten Bahnhofsgebäudes wieder geschlossen hat. Wohl wegen der abschließenden Bauarbeiten. Ich fluche und teile den Hühnchen mit, daß wir auf die andere Seite müssen. "Kostet das jetzt Extra-Gebühren..?" krakelt es von hinten. Gebühren nicht, aber der Fahrpreis wird höher, antworte ich trocken. Es entbrennt eine Diskussion um 250 Meter, die ich durch mein Abbiegen zurück gelegt habe. Hin und zurück, natürlich! Typisch. Sie geben Unmengen in "angesagten Kneipen" aus, aber im Taxi wird mit jedem Cent gerechnet. Während ich noch den Bahnhof umfahre, diskutieren sie lauthals über den höheren Fahrpreis und ob sie genug Geld dabei hätten. Auch typisch. Sie wollen zwar zum Kiez (St.Pauli.. Anm.d. Verfassers), um dort durch die Bars zu tingeln, diskutieren aber im Taxi, ob die Geldmenge reicht!?

Endlich sind wir da. Ich nennen den Preis und die kleine, dunkle Selbstbewusste lamentiert über die zuviel gefahrenen 250 Meter. Mir platzt der Kragen. Ich haue ihr (verbal natürlich) meine Wartezeit vor ihrem Haus um die Ohren, und daß ich nicht das Taxameter eingeschaltet habe, obwohl ich dies hätte tun können! Die Worte kommen jetzt etwas kleinlauter. Sie gibt mir doch tatsächlich noch 20 Cent Trinkgeld und verlangt noch im Auto die Anteile am Fahrpreis von ihren Mit-Hühnern! "Wieviel ist den 10 Euro geteilt durch 3..?". Bevor sie das ausdiskutieren und vielleicht noch einen Taschenrechner zu Rate ziehen, werfe ich sie raus. Hinter mir steht schon ein Nachtbus, der nicht vorbei kann.

Was für ein furchtbares Alter!

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