Ende der Fahnenstange!

Die Schicht eines Taxifahrers dauert bekanntermaßen ja länger als die eines, sagen wir, "Büromenschen". Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, für 10 Stunden am Steuer zu sitzen. Pausen gibt´s nur, wenn ich sie mir nehme.

Auch 11 Stunden kamen schon vor, danach hatte ich das Gefühl, nur noch aus dem Auto kippen, aber nicht selbst steigen zu können. Heute Abend war aber endgültig das Ende der Fahnenstange erreicht, als ich nach 11 Stunden und 50 Minuten (natürlich MIT Pause) die Tür zur Zentrale öffnete und mich über meine Abrechnung beugte.

Es schon interessant: nach 10 Stunden ist man müde, nach 11 Stunden einfach nur noch kaputt - und nach 12 Stunden? Da kommt nun das körpereigene Adrenalin zum Einsatz! Ich hatte das Gefühl, ein wenig neben mir zu stehen. Das hielt sich noch bis zu Hause, wo aber dann ein Dithmarscher Dunkel dem Spuk ein Ende machte und mich wieder auf den Boden holte. Lecker!

Wie kam´s? So gegen 14.45 Uhr spielte ich bereits mit dem Gedanken, nach der nächsten Tour mich der Reinigung meines Arbeitsvehikels hinzugeben. Was Männer eben gerne machen..--)). Unsere Funkerin setzte um 14.46 Uhr diesen Plänen ein Ende, als sie mich zur Intensivstation des Bethesda-Krankenhauses schickte, um von dort eine Blutprobe ins Uni Klinikum Eppendorf (UKE) zu fahren.

Na ja, dann bin ich eben um 16.30 Uhr zurück, mache noch sauber und dann Feierabend. Pustekuchen! Um 15.10 Uhr klingelte mein Handy. Ich möge doch bitte nach dem UKE zum Flughafen fahren, um dort um 16.10 Uhr einen Fahrgast abzuholen. Suuuper!! Die allerbeste Zeit, um im Berufsverkehr stecken zu bleiben.

Es war schon 16.30 Uhr, als mein Fahrgast, gut gelaunt, ins Auto stieg und ich ihm gleich klar machte, daß ich nun alle meine Ortskenntnisse (und ich rede hier von denen, die die Schleichwege beinhalten..) zusammen nehmen werde, um ihn - und mich - schnellst möglich nach Hause zu bringen.

Es klappte überraschend gut. Irgendwie hatten heute die meisten Büromenschen schon früher Schluß gemacht und wir legten die Strecke - mit einem kleinen Baustellen-Stau - in genau 1 Stunde zurück.

Nun war´s 17.30 Uhr und die Luft ´raus. Die 2 km zur Zentrale legte ich irgendwie zurück, stellte den Wagen ab und war glücklich, als ich endlich wieder in meinem eigenen saß.

Stellt sich noch die Frage, ob es sich wenigstens finanziell gelohnt hat? Nein, aber das spielt nun auch keine Rolle mehr.

Prost!!

Kommentare

  1. In dieser Frage geht´s mir wie dir, nur daß mein Feierabendglas höher ist und auf der Flasche "Weißbier" draufsteht. Beschriebene körperliche Begrenzung gilt aber wahrscheinlich nur für Leute, die in ihrem Leben schon einiges an Arbeit erledigt haben. Ich kenn´ aber Fahrer (vornehmlich jung, vornehmlich T5), bei denen ich gern mal unter die Beifahrersitzbank gucken würde. Ich wette, da findet sich unter anderen Sachen auch eine Wolldecke und ein Kopfkissen.

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  2. Hiho,
    das mit den geregelten arbeitszeiten scheint nur bei schichtarbeitern zu klappen die im dreischichtsyste arbeiten. Es ist eher wahrscheinlich das alle büromenschen eine stunde länger gearbeitet haben ^^° mein burder berichtete mir kürzlich, dass er bei seinem neusten projekt von acht uhr morgens bis elf uhr nachts arbeitet und das teilweise auch noch an den wochenenden zusäzlich 70stundenwochen sind für ihn schon grausesam realität und in sainem trainee-jahr hat er die noch nicht mal bezahlt bekommen. Ich kann nur sagen, hut ab vor deiner arbeit, aber bürojobs haben die überstunden für sich gepachtet (beliebt sind die auch bei ärtze, wo ich das aber gruselieg finde). Ich versteh nciht viel von der Personenbeförderung aber müst ihr nicht sogar bestimmte Zeiten einhalten so ähnlich wie LKW-Fahrer?
    BTW dein Blog gefällt mir ^^
    mfg Lisa

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  3. Hallo Lisa!
    Erst mal Danke für die "Blumen", bzw. das dir mein Blog gefällt! Hört man ja immer gerne.

    Was die Arbeitstzeiten von Menschen im Büro angeht, so möchte ich natürlich nicht pauschalisieren, auch wenn das so klingt. Ich gehe immer von meinen eigenen, ehemaligen Stunden im Vertriebsbereich aus, den ich im Juni verlassen habe. Dort gab´s Zeiterfassung und eine Überstunden-Sperre bei monatlichen +/- 10 Stunden. Also, 78-Wochenstunden waren definitiv bei den Tarifmitarbeitern nicht drin.

    Zum Thema "Lenkzeiten" kann ich nur für mich sprechen. Meines Wissens sind 12 Stunden (mit Pause) das Maximum und daran halte ich mich akribisch. Schon aus reinem Selbstschutz, aber auch zum Schutz der Fahrgäste. Denn wenn nach diesen Stunden etwas passieren würde, ausbaden müsste ICH die Sache. In jedem Fall bekäme ich eine Mitschuld wegen Lenkzeitüberschreitung. Deshalb habe ich zwei eiserne Grundsätze, in Bezug auf die Arbeitszeit: 1.) nie länger als 12 Stunden und 2.) immer Pausen nehmen. Irgendwann findet sich dafür ein Zeitfenster. Jeden Tag.

    Marco

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