Sonne, Frost & Schnee

Das war wieder einer dieser Tage, bei denen ich mich gefragt habe, warum ich so lange mein (Arbeits-)Leben im Büro verbracht habe?!

Zuerst lief der Tag, trotz Schnee und Kälte, ganz normal. Kurze und längere Fahrten, gesprächige und schweigsame Kunden, mal mehr, mal weniger Trinkgeld. Gegen 12.30 Uhr schickte meine Zentrale mich zum Krankenhaus, um dort einen Herrn abzuholen. Es ginge nach Bornhöved. Wie? Bornhöved! Ich hatte den Namen schon mal gelesen, auf irgendeinem Autobahnschild. Aber wo? Meine Befürchtungen gingen in Richtung Flensburg oder Heide, was u.U.  mit einer Fahrt quer durch Hamburg verbunden gewesen wäre.

Aber es stellte sich heraus, daß Bornhöved gut 30 km vor Kiel, direkt an der A21 liegt. Meine Laune besserte sich schlagartig. Das war einerseits ein guter Umsatz und andererseits eine schnelle Tour. Mit 95% Autobahnanteil. Yes!!! Schnelle Fahrt, schnelles Geld, schnell zurück.



Der Fahrgast war ein älterer Herr und wir unterhielten uns in den 50 Minuten Fahrt über Gott und die Welt. Parallel dazu genoss ich die Fahrt durch das östliche Schleswig-Holstein, mit seinen Hügeln und Wäldern, den zugefrorenen Seen und dazu die Sonne, die sich am Himmel immer mehr durchsetzte. Die Autobahn war frei und trocken.

Auf der Rückfahrt gab´s dann Sonne pur bei -1 Grad. Einfach ein schönes Bild.



So hätte mein Arbeitstag zu Ende gehen können, aber - einen hatte ich dann aber noch...:

Wieder Krankenhaus. Dieses Mal eine ältere Dame. Ich wusste nur, sie wollte nach Hamburg. Es war erst 15 Uhr, kein Problem also, denn meine Ablösung kommt erst gegen 16.15 Uhr.

Die betreuende Schwester allerdings verschwendet erst einmal meine Zeit.

  • "..Bringen Sie die Dame bitte nach Hamburg zu ihrer Tochter..!"

  • "Aber meine Tochter wohnt hier in Reinbek!"

  • "Hamburg, Reinbek, das ist fast das gleiche.."

  • "Ich möchte aber nach Hause!"

  • "Nein, ihrer Tochter möchte Sie bei sich haben."


Sie blickte mich an.

  • "Was sagen Sie dazu?"

  • "Sind Sie entmündigt?" fragte ich

  • "Nein."

  • "Dann entscheiden SIE, wohin wir fahren." meinte ich trocken.


Die Schwester war da ganz anderer Ansicht.

  • "Nein, nein, ich bin für Sie verantwortlich und Ihre Tochter möchte Sie bei sich haben!"

  • "Ich will nach Hause!"


Während dieser überflüssigen Diskussion versuchten die Schwester und ihre Kollegin verzweifelt, die Adresse der Tochter und die Telefonnummer heraus zu bekommen. Ganz offensichtlich war der Computer nicht unbedingt ihr bester Freund.

  • "In der Aufnahme hat man bestimmt die Daten ihrer Tochter."


Sie verschwand. Nach 2 Minuten entschloß ich mich, mir die alte Dame zu packen und sie dorthin zu fahren, wo SIE hin möchte. In diesem Moment jedoch kam die überspannte Samariterin zurück und hatte wohl mit der Tochter gesprochen.

  • "Sie sollen doch bitte nach Hause fahren!"

  • "Das hätte ich sowieso gemacht."


Sprach´s und zog mit mir von dieser unwürdigen Szene ab. Was denken sich Krankenhausangestellte dabei, Menschen derart zu bevormunden? Na, jedenfalls war die alte Dame froh, nun endlich nach Hause zu kommen.

Und ich war´s eine Stunde später auch.

Kommentare

  1. Das mit der Bevormundung scheint der sogenannte Gluckeninstinkt zu sein. Wenn so eine erstmal auf dir sitzt, wirst du sie nicht mehr los.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das "Zweite Kissen"

Kajalstifte und flotte Autos

Flatrate im Rotlichtmilieu