Totentanz

Wenn ich an die vergangenen Jahre denke, so fallen mir für die Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester eigentlich nur 2 Dinge ein:

  1. Ich gehörte jedes Jahr zu den Bedauernswerten, die ins Büro mussten

  2. Im Büro war NICHTS los, wir schlugen die Zeit mit Internet-Surfen und Neujahrskarten schreiben tot.


Dieses Jahr hätte ich eigentlich schlauer sein sollen, aber nein, ich habe nicht frei genommen, sondern stehe diese Woche wieder um 4.45 Uhr auf - um dann beim Totentanz auf Rädern mitzumischen.

Gestern hatte ich z.B. den Eindruck, die Leute wären alle noch gar nicht ganz aus dem Weihnachtstraum aufgewacht. Kaum Fahrten und - noch schlimmer - sehr wenig Trinkgeld. Klar, das Geld steckte in Form von Naturalien in den Kühlschränken und nicht im Geldbeutel.

Allein schon der Start in den (Arbeits-)Tag hätte mir als Vorzeichen dienen sollen. Nachdem ich mein Auto frei von Schnee und Eis gefegt und gekratzt hatte stellte sich heraus, daß das Blinkerrelais offenbar kaputt war. Er ließ sich nicht mehr abstellen. Mit Dauerblinker wollte ich nun nicht den Tag herum fahren. Also ließ ich mir einen anderen Wagen geben. DEN musste ich natürlich auch erst wieder frei schaufeln..--((

Den Rest des Tages kann man in einem Wort zusammen fassen: trostlos. Gegen 13 Uhr bat ich die Zentrale um Erlösung und fuhr nach Hause.

Heute sollte alles anders werden. Jedenfalls in meiner Vorstellung. Zumindest war mein Auto wieder heil, die Scheiben eis- und schneefrei und auf die erste Tour musste ich gar nicht lange warten. Eine Kundin mittleren Alters, mit offenbar osteuropäischer Herkunft. Aus meiner Erfahrung nicht unbedingt ein Garant für ein üppiges Trinkgeld. Eher zurückhaltend.

In meinem Hinterkopf flüsterte eine Stimme: "..Nicht vorverurteilen..!" Also gut, ich riß mich zusammen und setzte sie bei ihrer Arbeitsstelle im Gewerbegebiet ab. Und - was soll ich sagen? - sie gab zum Fahrpreis noch 50% als Bakschisch für den netten Fahrer..--)).

Insgesamt aber tröpfelte der Tag ein wenig dahin. Jedoch - einen Aufreger hatte ich dann doch noch.

Eine alte Frau, mit 2 Gepäckstücken beladen, schlurfte am Bahnhof auf mich zu. Ich lud ein und fuhr sie nach Hause. Sie bat darum, aus ihrer Wohnung Geld holen zu dürfen. Keine Frage. Alte Damen mit festem Wohnsitz sind jedenfalls in meiner Erfahrung noch nie stiften gegangen, ohne zu bezahlen.

Sie ging voraus, ich mit ihrem Koffer hinter. 2. Stock, natürlich kein Aufzug. Wieso auch? Oben angekommen fiel auf, daß noch eine Tasche im Auto sein musste. Ich also wieder hinunter, Tasche geholt, 2. Stock.. na, ihr wisst schon.. Sie hielt schon einen Schein in der Hand und ich wartete insgeheim zumindest auf die Rundung zum nächsten 10er Betrag. Pustekuchen. Sie ließ sich jeden Cent heraus geben.

Abhaken. Weiter gehts. Und morgen ist ein neuer Tag..--))!

Kommentare

  1. Ich weiß gar nicht, was du willst, Marco! Du Frau hat doch nur eine einfache Rechnung aufgemacht: Da sie sich sicher ist daß jeder Taxifahrer bei jeder Fahrt bescheißt und sie meist keine Mittel dagegen hat, muß sie doch wenigstens dafür sorgen, daß für ihr Geld wenigstens etwas mehr Dienstleistung reinkommt.
    Das erinnert mich an einen Kollegen von vor viiieelen Jahren: Er kaufte sich für 50,- Pfennig (Ost) eine Tasse Kaffee und füllte sie danach bündig bis zum Rand mit Milch auf. Auf meine Frage, ob denn das noch schmeckt mit soviel Milch sagte er: "Nicht besonders, aber irgendwie müssen die 50,- Pfennig ja wieder reinkommen!".
    Stammte die Frau eigentlich auch aus dem Norden wie mein Kollege? ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Du meinst, sie hat den "Beschiss" bei jeder Fahrt mit einkalkuliert? Ach, wenn ich DAS vorher gewusst hätte..--))
    Woher sie stammte, habe ich nicht gefragt. War mir dann auch egal, als ich wieder im Auto saß. Neue Fahrt, neues Glück..!

    AntwortenLöschen
  3. hi kollege marco,
    ich wünsche dir ein gutes neues jahr,
    denn das alte ist bald alle.
    einfach schön deine posts aus dem norden zu lesen.
    die zugriffe beantworten das große interesse deiner posts.
    alles gute für dich weiterhin.
    tony von der taxischule aus münchen
    http://taxi-net.blogspot.com/

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das "Zweite Kissen"

Kajalstifte und flotte Autos

Flatrate im Rotlichtmilieu