Zu Gast bei Loriot?

Gestern Abend war´s mal wieder soweit, ich durfte eine (Samstag-)Nachtschicht fahren. Irgendwie freute ich mich auf die Schicht und es lief auch sehr gut. Die Nachfrage nach Taxen war meist höher als das Angebot. Was sich auch in der Anzahl der Touren (21) in 10 Stunden niederschlug. Ein reiches Angebot an Charakteren, Stimmungen und Erwartungen.

Bei einer Tour in den späteren Abendstunden war ich mir allerdings nicht so sicher, ob nicht irgendwo Loriot mit seinem Kamerateam hinter einem Busch steckte...?! Es begann am Taxistand, wo die aus der Innenstadt kommende S-Bahn wieder haufenweise Menschen ausspuckte. Während ich noch - vorne stehend - damit beschäftigt war, 4 junge Männer davon abzuhalten, bei mir einzusteigen (der Kollege neben mir war nämlich der Erste), tauchte in meinem Augenwinkel ein älteres Paar auf, das heftig gestekuliertend etwa 10 m vor meinem Wagen stehen blieb.

Was wollten die denn? Ach, ja, sie wollten ein Taxi. Wie dumm von mir. Und das Winken sollte wohl bedeuten, ich möge doch vorfahren. Da ich - unbeabsichtigt und abgelenkt - nicht reagierte, schlitterten sie notgedrungen auf mich zu und bekamen auch den Türgriff der hinteren Einstiegsluken zu fassen. Sie links, er rechts. Als Fahrtziel nannten sie mir eine Straße im Ort. Eine Routinetour. Das übliche "ich-kann-mein-Gutschloß-nicht-finden"-Spiel begann und ich fuhr los.

Am Ziel angekommen folgte der 2. und entscheidende Akt: Bezahlen und Aussteigen.

  • "..Else, machst DU das..?"

  • "..Ja, natürlich, steig ruhig schon aus.."


Er stieg aus und "Else" suchte nach passendem Geld.

  • "..Macht dann 5,90 €, bitte.."

  • "..Hier, bitte geben Sie mir 1,- € zurück.."


Sie gab mir 8,- €, einen Schein, ein 2-Euro und ein 1-Euro-Stück. Ich war irritiert.

  • "..Dann kann ich Ihnen ja gleich den Euro zurück geben.."

  • "..Wieso? Was habe ich Ihnen denn gegeben..?"


Um den mathematischen Knoten zu durchschlagen, fragte ich sie, was sie mir den geben WOLLTE.

  • "..Na, 6,40 €.."

  • "..6,40 €..???" Aha. Also 50 Cent Trinkgeld.


Es kam noch besser. Sie nahm die 3,- € in Münzen wieder zurück und gab mir zum 5-Euro-Schein noch 50 Cent.

  • "..Das passt dann jetzt.."

  • "..Nein, ganz und gar nicht. Jetzt habe ich 5,50 €. Da fehlen noch 40 Cent."

  • "..Oh nein, jetzt bin ich völlig durcheinander..!"


Jetzt erst?? Ich gab ihr 50 Cent zurück, nahm das 2-Euro-Stück wieder und gab ihr 60 Cent in die Hand. Jetzt passte es.

Nachdem wir nun den finanziellen Teil hinter uns hatten, kam es zum sportlichen. Nicht für mich, sondern für "Else"! Weil es ihr auf der linken Seit zu glatt aussah (es lag Schnee auf beiden Seiten!), wollte sie rechts aussteigen. Ihr Mann hielt bereits die ganze Zeit die Türe auf, aber zwischen den beiden lag nun der - technische bedingte - "Kardantunnel", die Röhre, in der die Antriebswelle auf die Hinterräder verläuft. Else, nicht mehr ganz jung, versuchte gerade ihr rechtes Bein über diese Wölbung im Boden zu hieven, da riß ihr Mann die linke Tür auf.

  • "..Komm doch hier ´raus..!"


Else hielt inne, zog das rechte Bein wieder zurück und versuchte wohl, links auszusteigen.

  • "..Herbert, hilf mir, ich hänge fest! Nun habe ich mich hier verheddert..!"


Oh mein Gott. Sie lag wohl irgendwie quer über dem Sitz und bekam das linke Bein nicht aus der Tür. Zu meiner Verteidigung: das Ganze spielte sich innerhalb von 10 - 15 Sekunden ab und da ich nur hörte, aber nichts sah, blieb mir auch keine Zeit zum Eingreifen. Wohin hätte ich auch greifen sollen? Herbert war ja da.

  • "..Jetzt reicht´s mir, ich steige doch rechts aus.."


WIE sie es nun schaffte, beide Beine über den Kardantunnel zu bekommen, wird auf immer ihr Geheimnis bleiben. Fakt war, daß sie es schaffte, Herbert zog sie wohl auch ein wenig durch die immer noch geöffnete rechte Tür.

Ganz ehrlich, wenn sich beide anschließend die Masken vom Kopf gezogen hätten und Loriot und (die leider verstorbene) Evelyn Hamann wären zum Vorschein gekommen - ich wäre nicht überrascht gewesen.

Kommentare

  1. * „..Das passt dann jetzt..“
    * „..Nein, ganz und gar nicht. Jetzt habe ich 5,50 €. Da fehlen noch 40 Cent.“
    * „..Oh nein, jetzt bin ich völlig durcheinander..!“

    Jetzt erst?? Ich gab ihr 50 Cent zurück, nahm das 1-Euro-Stück wieder und gab ihr 60 Cent in die Hand. Jetzt passte es.

    Irgendwie doch nicht so ganz, oder hab ich mich verrechnet

    5,50 - 0,50 = 5

    5 + 1 = 6

    60 Cent zurück,

    daann sinds ja nur noch 5,40

    oder hat mit die ganze Rechnerei auch schon verwirrt?

    Grüße

    Jimmy

    AntwortenLöschen
  2. O.k., es war nicht ganz übersichtlich, was ich beschrieben habe. Ich gab ihr die Münzen (3,- €) zurück, sie gab mir 50 Cent. Somit hatte ich 5,50 € in der Hand, was nicht genug war. Nachdem sie mir 6,40 € als Endpreis nannte, gab ich auch die 50 Cent zurück und nahm dafür ein Zwei-Euro-Stück. Macht nun 7,- € in meiner Hand. Und davon gab´s 60 Cent wieder zurück. Bleiben 6,40 € für meine Kasse.

    AntwortenLöschen
  3. Und was leert uns diese ganze Rechnerei?! Na klar, das Portemonaie natürlich.

    AntwortenLöschen
  4. *klugscheissmodus an* Okay, dann ist es im Text falsch geschrieben, da steht nämlich, dass du das 1-€-Stück genommen hast, nicht das 2-€-Stück :)

    AntwortenLöschen
  5. Du hast Recht. Die Textstelle habe ich korrigiert. Man merkt, wie mich das Hin und Her auch durcheinander gebracht hat..

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das "Zweite Kissen"

Kajalstifte und flotte Autos

Flatrate im Rotlichtmilieu