Die Krümel-Omi

Seit Samstag fahre ich nun mein neues Taxi (also, neu für mich, nicht für die Firma) und ich hatte mir vorgenommen, daß es gepflegt uns sauber sein soll. Netterweise hat mein Nachtfahrer am gestrigen Sonntag schon die Außenreinigung übernommen (war wohl nichts los?), mir blieb nur das Durchsaugen und das obligatorische Tanken. So, Auto sauber - alles gut.

Da konnte es mir auch nicht die Laune verderben, daß unsere Zentrale mich gestern Nachmittag kurzfristig für heute Morgen 5.00 Uhr, statt 6.00 Uhr "einbestellte". Das klingt böse. Nein, man hat mich gebeten, früher anzufangen. Klar, mit dem neuen fahrbaren Untersatz ist es wie mit einem neuen Spielzeug: möglichst viel Zeit damit verbringen. Ich sagte natürlich zu.

Aber früh anfangen bedeutet auch zwangsläufig früh aufstehen. Für mich: 4.00 Uhr! Der Wecker gab sich wirklich alle Mühe und schaffte es sogar, daß ich nur 30 Sekunden brauchte, um auf ihn drauf zu schlagen..--((

Der Körper fordert jedoch - gerade wenn man schon über 40 ist - sein Recht. Gegen Mittag fiel ich in ein physisches Tief. Am liebsten hätte ich die Kiste einfach geparkt und 2 Stunden geschlafen. Ging aber nicht. Augen zu und durch. Trotzdem, meine Nerven waren nicht mehr die besten, als gegen 14.45 Uhr eine ältere Dame, nennen wir sie mal "Omi", einstieg.

  • "..Ich müsste nach Bergedorf.."


Aha. Die Himmelsrichtung war schon vorgegeben.

  • "..Sie wissen schon, da bei der Unterführung, wo die Apotheke ist..."


Als gäbe es in Bergedorf nur eine Unterführung. Aber ich bemühte mein fotografisches Gedächtnis und nannte ihr die Straße, die beide Vorgaben erfüllte.

  • "Ja, ja, kann sein, ich kenne mich nicht mit Straßen aus."


Ach!? Wäre ich gar nicht drauf gekommen.

Die Pferde trabten an und Omi griff in ihre Tasche. Sie zog einen Plastikbeutel heraus und fischte aus diesem erst einmal eine Banane. Diese war wohl schon ziemlich matschig, denn es schmatzte leicht, als sie sie aufriss. Der erste Gedanke an meine sauberen Fußmatten kam mir.

Nicht nur die Banane schmatzte, sondern im folgenden auch die Omi. Da saß sie nun - ein Kopftuch mit Blümchenmuster auf den Haaren, grauer Mantel und eine karierte Hose. Sollte mir alles egal sein, Hauptsache sie versaut mir nicht das Interieur..!? Kaum war die Banane gegessen, raschelte es wieder in Tüte. Omi griff nach dem nächsten Gang ihres Menüs: Butterbrote. In einer Mischung aus Interesse und Sorge fragte ich:

  • "..Ist das Ihr Mittagessen..?"

  • "Ja, ich bin immer so unorganisiert, wenn ich einen Termin habe. Dann vergesse ich auch das Essen Zuhause."


So, so. Das merkte ich gerade. Während sie sprach verteilten ihre Hände die ersten Krümel auf dem Sitz, neben dem Sitz und auf der Fußmatte. Toll. Sie schmatzte weiter und zog - last not least - einen Trinkjoghurt aus den unerfindlichen Tiefen ihrer Plastiktüte. Wenn sie damit nun schlabbert...!!!? Nun, ich hielt mich an die Hoffnung, daß das alles mit einem guten Trinkgeld "glatt gebügelt" werden würde.

Tja, wie sich heraus stellte, hatte sie alles in ausreichenden Mengen dabei - nur nicht Geld. Tief einatmen und ab nach Hause. Morgen ist auch noch ein Tag.

Kommentare

  1. Oh Marco, du Glücklicher! Du hattest in diesem Fall nur eine Omi, die dir ins Taxi krümelt. Ich durfte schon vor vielen Monaten 2 Nutten samt deren Freunden plus Wirtschafter transportieren und hatte am Ende zwar nicht allzuviele Krümel vom McDoof-Scheiß auf den Sitzen, dafür allerdings soviel von deren Gesöff, daß sich das bis 10cm in die Lehne hochsaugte! Dafür habe ich auch keinen Pfennig mehr als notwendig bekommen. Man bemühte sich auch außerdem sehr um Vertuschung.

    AntwortenLöschen
  2. keine seltenheit bei mir mit croissants..
    oder brotchen essen...die fahrgäste denken sie könnnen sich alles erlauben,der Kunde ist König halt..

    grüss Bernard Autoruf 328

    AntwortenLöschen
  3. Ich verbiete einfach die Nahrungs- und insbesondere alkoholische Getränkeaufnahme während der Fahrt, meine Droschke ist kein Lokal!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das "Zweite Kissen"

Kajalstifte und flotte Autos

Flatrate im Rotlichtmilieu