Erfolg durch Widerstand?

Der Donnerstag war in dieser Woche der "Tag der älteren Generation"..--)) Gleich um 6.00 Uhr nahmen der Ur-Ur-Enkel des alten Reichskanzlers "nebst" ebenfalls adeliger Gattin in meinem Wagen Platz. Sehr kultivierte, angenehme Fahrgäste, jedoch - wohl wegen der frühen Morgenstunde - nicht unbedingt in Geberlaune, als es um die Bezahlung ging. Schwamm drüber, der Tag war noch jung.

Mehrere Stunden später - wiederum die Generation 80 + auf meinen Ledersitzen. Ebenfalls - auf den ersten Blick - mit hohem Niveau. Es vergingen genau 2 Minuten, wir passierten gerade die Esso-Tankstelle, da trumpfte "er" mit gepflegtem Halbwissen auf: die Spritpreise und das ungeliebte Super E10.

• "Das ist alles Schuld der Grünen..!"

Eine deutlichere Visitenkarte seines Unwissens konnte er mir gar nicht abliefern. Aber es ging so weiter. Nachdem die Grünen in Sippenhaft für den Sprit genommen wurden, ging´s weiter zur alten DDR, Honecker und die 18 Millionen (!) Rentner von "drüben", die wir immer noch "mitschleppen", obwohl sie nie etwas eingezahlt hätten.

Nur so nebenbei: die gesamte DDR hatte zum Schluß nur gut 17 Millionen Einwohner..! Alles Renter?

Der Clou kam dann von seiner Frau. Kurz nachdem er alle Rentner im Osten auf dümmliche Art beleidigt hatte, erzählte "sie" mir, daß sie selbst nach dem Abitur die DDR verlassen musste. Weil ihr Vater General unter Hitler war..--((.

Irgendwann platzte ein innerer Kragen bei mir und ich nahm mir erst "ihn" vor. Seine Hetze gegen die Rentner hatte ich mit 2 Sätzen zum Stoppen gebracht. Er schwieg sogar für 2 Minuten. Für sein Halbwissen über den E10-Sprit brauchte ich 3 Sätze.

Die Reaktion verblüffte mich. Die Beiden wurden leiser und ihre jeweiligen Monologe verloren sich in belanglosen Themen. Kurz vor unserem Ziel meinte sie:

• "Fahren Sie regelmäßig oder nur als Aushilfe?"


• "Regelmäßig.."


• "Wie ist denn Ihr Name? Wir möchten gerne öfters mit Ihnen fahren..!"

Ups! Manchen Menschen muß man wohl erst ein wenig Contra geben, daß sie einen mögen..--))!? Jedenfalls zeigten sie ihre Sympathie für mich auch bei der Bezahlung. Deutlich.

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Und dann war da noch die Sache mit dem schon erwähnten Kollegen S...

Freitagmorgen, 5.50 Uhr - ich hole die Schlüssel und unsere Funkerin gibt mir den letzten, noch nicht vergebenen Auftrag mit auf den Weg. Um 6.00 Uhr möchten die Kunden abgeholt und zum Flughafen gebracht werden. Sportliche Zeitplanung, aber machbar.

Als ich den Wagen in aller Eile klar mache, kommt Kollege S. des Weges. Heute etwas später als sonst, aber offenbar (noch) gut gelaunt.

• "Morgeeeen...!" brüllt er mir entgegen


• "Moin! Du, ich habe keine Zeit, ich muß los."

Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihn zu ärgern...--))

• "Wieso? Wohin?"


• "Flughafen. Also bis später!"

Man hörte förmlich, wie seine gute Laune von ihm abfiel. Der Schritt wurde schneller, Richtung Zentrale. Wohl erst mal Dampf ablassen.

Wie ich später erfuhr, hat er anschließend einen Dialyse-Kunden abholen dürfen. Mehr nicht. Der Tag war gelaufen. Und zwar derart gelaufen, daß ich ihm nachmittags sogar einen Kaffee ausgeben musste. So mies war sein Tag bisher gewesen..

Beim Kunden war ich übrigens um 5.58 Uhr.

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