Bergtour

Es ist nicht so, daß in der letzten Woche nichts Berichtesnwertes passiert wäre. Aber momentan fehlt mir einfach die Zeit zum schreiben. Wenn ich abends nach Hause komme, nehmen Arbeiten im Haus und auch unsere inzwischen 9 Wochen alten Welpen sehr viel Zeit in Anspruch. Dann bleibt nur Zeit, um ins Bett zu fallen, aber keine mehr zum schreiben..--((

Die vergangene Woche brachte in der Mehrzahl positives. Das Geschäft lief gut, die Trinkgelder stellten zufrieden (zumindest mich) und die Fahrgäste waren gut gelaunt. Meistens jedenfalls.

Eines der herausragensten Ereignisse war die über 90-jährige Omi, die nach einem Zahnarztbesuch nach Hause gebracht werden wollte. Was immer diese Frau dazu veranlasst hat, genau DIESEN Zahnarzt zu konsultieren, wird wohl ihr Geheimnis für die Ewigkeit bleiben. Es gibt in Reinbek eine ganze Reihe von Ärzten dieser Medizinrichtung, aber nur einen, der im ersten Stock seine Praxis hat und nur über eine recht steile Aussentreppe zu erreichen ist.

Als ich dort eintraf, brauten sich gerade dunkle Gewitterwolken über Hamburg und Umland zusammen. Es fielen die ersten Tropfen. "Omi", ich möchte sie mal so nennen, stützte sich auf ihren Gehwagen, gab die Tasche mir und dackelte hinter mir her. Draußen angekommen, grollte der Donner und die ersten dicken Tropfen klatschten auf den Asphalt - und auf die Aussentreppe.

  • "Ich brauche ihre Hilfe. Ohne Sie komme ich nicht hinunter!"

  • " Ist doch selbstverständlich..!"

  • "Nehmen Sie meine Gehwagen, ich halte mich am Geländer fest."


Ich brachte den Gehwagen nach unten und beim erneuten Hinaufgehen, schlug mir schon der seitlich kommende Regen ins Gesicht, auf´s Hemd, die Hose und die Füsse. Vorerst ignorierte ich das Nass.

Omi kam nur sehr langsam voran. Stufe für Stufe. Zwischendurch fiel sie in einen Jammerton.

  • "Wenn ich stürze, ist das mein Ende...!"


Soooo...?? Nun, für einen kurzen Moment ging mein schwarzer Humor mit mir durch, aber ich beherrschte mich. Schließlich lief unten im Wagen bereits seit einigen Minuten die Uhr und eine Fehltour aufzuschreiben, wegen eines unterwegs verstorbenen Fahrgastes? Nein, das war nicht in meinem Intersse.

  • "Sie stürzen nicht, ich bin ja bei Ihnen.."


Ja, ich kann auch anders..--))!

Mein Kleidung wurde immer nasser und als wir nach gut 5 Minuten unten ankamen, war´s auch schon irgendwie egal. Ich tröstete mich damit, daß der meiste Regen an mir vorbei ging..

Nun kam die letzte Hürde. Wie um alles in der Welt sollte Omi die kleine, steile Rampe hinunter kommen, die eigentlich für Fahrräder und Kinderwagen gedacht war? Es gab auch eine kleine Treppe, allerdings ohne Geländer...??!! Zwischendurch immer der eine Satz:

  • "Wenn ich stürze, dann ist....!"


Ja, ja, ich wusste es inzwischen...! Ich entschloß mich, die alte Dame rückwärts die Rampe hinunter gehen zu lassen, während ich sie im Rücken stützte. Zuerst zierte sie sich noch ein wenig, dann gewann aber wohl ihr Verstand die Oberhand.

  • "Aber wenn ich stürze...!"


Jahaa, ich weiß!

Endlich war´s geschafft. Sie saß im Auto, völlig konsterniert, aber gesund. Wir hatten über 10 Minuten gebraucht. Meinen Chef hat´s sicher gefreut, denn die Uhr lief die ganze Zeit. Nun wollte ich mich über meinen Einsatz auch freuen. Denke, die Aktion war schon ein angemessenes Trinkgeld wert, oder?

Tja, irgend eine überirdische Stimme hatte "Omi" wohl geflüstert, wie lästerlich ich während unsere kleinen "Bergtour" gedacht hatte...--((. Sie gab mir ganze 20 Cent Trinkgeld. Wow.

Das wäre aber nicht nötig gewesen.

 

 

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