Zwiebel & Mett

Nach so vielen Jahren im Taxi-Gewerbe glaubt man ja, man hätte alles bereits irgendwann mal erlebt und viele gesehen. Liebespaare, die sich fast nicht mehr beherrschen können, Betrunkene, die ihr Bier gerne mal im Auto verschütten oder Hausfrauenclubs, deren Vorsitzende sich das üppige Abendmahl aus dem Restaurant nochmals "durch den Kopf gehen lassen".
Aber Taxi fahren wäre nicht so interessant, WENN man irgendwann alles erlebt hätte.

Die Kundin, die es heute in meinen Blog schafft, fährt häufiger mit uns und ist allen Fahrern daher wohlbekannt. Leider, muß man sagen. Sie ist Alkoholikerin, scheinbar nicht arm an Geld, aber inkontinent und launisch.

Am Montag bestellte sie mit ihrer unbeschreibbaren, schrägen Stimme einen Wagen zu sich nach Hause. In diesem Wagen saß ich, da ich gerade in der Nähe war. Dazu sagt man wohl, zur falschen Zeit am falschen Ort sein..--((

Ich holte sie ab und wir fuhren ins benachbarte Glinde, wo sie einkaufen wollte. Sie bat mich, zu warten. Es würde "..nur 10 Minuten.." dauern. Natürlich tat es das nicht, es wurden 30 Minuten, aber was soll´s, die "Uhr" lief. Am Ende ihrer Einkaufstour zeigte das Taxameter bereits 25,- € an und vor ihrer Haustür angekommen, waren schon 31,40 € daraus geworden.

Der Zahlvorgang zog sich hin, weil sie in ihrem Suff erst nichts fand, dann mit zerknüllte Geldscheine nach vorne reichte und sich passend heraus geben ließ. Mir war´s egal, ich wollte eigentlich schnell nach Hause. Ich war müde und der Umgang mit der Kundin war nervig.
Eigentlich hätte sie nun aussteigen können, stattdessen kramte und raschelte es auf dem Rücksitz und ich konnte im Spiegel nicht erkennen, was sie da so trieb.

Also drehte ich mich um und traute meinen Augen nicht: sie hatte sich beim Bäcker 4 halbe Zwiebel-Mettbrötchen mit Schnittlauch einpacken lassen und beim Geld suchen den Inhalt, also die Brötchen, auf meinen Rücksitz verteilt!
Da lagen nun 4 fettige, ehemals mit Zwiebelringen belegte Mettbrötchen mit dem "Gesicht" nach unten auf den Sitzen. Und die Kundin versuchte, mit ihren unsicheren Fingern, dieses Mißgeschick wieder rückgängig zu machen.

  • "Sagen Sie mal, was machen Sie da?"
  • "Ja, jaaa, ich räume ja schon auf."
  • "Aufräumen? Ich kann nachher den Wagen saugen und die Sitze abwischen!"
Ich war sauer.

Mit plumpen Fingern sammelte sie einen Zwiebelring nach dem anderen vom Sitz. Nur vom Sitz. Alles andere hatte sie wohl aus dem benebelten Blickfeld verloren. Das glaubte ich jetzt alles nicht.

Mein Hinweis an sie, daß die Verunreinigung Geld kostet, ignorierte sie.
Als sie endlich den Wagen verlassen hatte, steuerte ich gleich den nächsten Staubsauger an. Den Sitz wischte ich feucht ab und beim Saugen fand ich sogar Zwiebeln im hinteren Aschenbecher!?

Und wieder verlängerte sich die Liste der "verbotenen" Mitbringsel in meinem Auto: Mettbrötchen mit Zwiebeln.




Kommentare

  1. Wie spricht doch der Brite das wahre Wort so gelassen aus: "Don't forget your Zwiebelmett on your Fensterbrett..."

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