17 Stunden

Leider gab es in der vergangenen nur 1 Begebenheit, die einer Erwähnung bedarf - und die war negativ. Was aber nicht bedeutet, ich hätte eine schlechte Woche gehabt. Im Gegenteil. Ich hatte rund um diese Geschichte viel Spaß und nette Kunden.

Nett. Ja, das war Kunde S. aus Reinbek auch. Darüber konnte ich nicht klagen. Eher war es der "non-verbale" Austausch, der mich störte. Und das 40 Minuten lang. Denn so lange dauerte die Fahrt mit Herrn S. vom Flughafen in unseren Hamburger Randbezirk.
Er rief nach seiner Landung an und ich eilte zum Terminal 2, wo er bereits stand und winkte. Ende 30, etwas dicklich, glänzendes, fettiges, nach hinten gekämmtes Haar.
  • "Darf ich vorne einsteigen?" fragte er
  • "Natürlich. Wo Sie wollen."
Das bereute ich, noch bevor ich auch nur 1 Meter gefahren war. Ich wünschte mir augenblicklich ein Cabrio. Denn - Herr S. kam von einer Reise aus Indien und war bereits 17 Stunden unterwegs. Nur 17? Er roch, als sei er bereits 170 Stunden in diesem Hemd unterwegs...!
Lang und breit erklärte er mir seinen Reiseweg von Goa über Mumbai nach München und weiter nach Hamburg.

Währenddessen verspürte ich den Wunsch, mich bei nächster Gelegenheit an die Lufthansa zu wenden. Nein, so konnte man doch mit Kunden nicht umgehen! Herrn S. war offenbar jegliche Körperhygiene verweigert worden. Zu meine Zeit konnte man selbst in der Economy-Class sich im Waschraum etwas rein halten, die Achseln säubern und die Zähne putzen.
All das war Herrn S. ganz offensichtlich - aus welchen Gründen auch immer - verweigert worden! Warum sollte er sonst so stinken??? Ja, stinken. Insbesondere seine Mundöffnung verströmte einen Geruch, der selbst einen Hund vertrieben hätte. Und die sind bekanntlich ziemlich schmerzfrei, was schlechte Gerüche angeht. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Mit jedem Wort kam ein Schwall übler Gase zu mir herüber. Die Klimanlage tat ihr Bestes - und verteilte diese brav im Auto. Nach ein paar Minuten stellten die Geruchsnerven die Übermittlung von beißendem Schweißgeruch an das Riechzentrum meines Gehirns ein. Ein normaler Vorgang, den jeder kennt.
Da aber Herr S. zwischen seinen Sätzen Pausen machte, um sich zu räuspern oder sonstige Klöße aus dem Hals zu bekommen, wurden meine Riechrezeptoren jedes Mal auf´s Neue gereizt.

Und das 40 Minuten lang. An jeder Ampel fuhr ich die Scheibe herunter. Es war kaum auszuhalten.

Er erzählte noch von seinem Kind und seiner Frau. Die Ärmste. Ihr stand das noch bevor, was ich nach erwähnter Zeitspanne dann endlich hinter mir hatte.

Also, liebe Lufthansa, bitte verteilt wieder Seifenstücke und Zahnpasta an eure Fluggäste! Die Taxifahrer in aller Welt werden es Euch danken!!!

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Abschließend gab´s noch einen Abschied: eine langjährige Kollegin, die 30 Jahren im Sattel saß, hatte am Freitag ihre letzte Schicht. Es fiel ihr wohl schwer, aber noch schwerer fiel ihr das Fahren, denn mit 66 Jahren fühlte sich nicht mehr fit genug für den Verkehr.

Der Ruhestand sei ihr gegönnt und wir wünschen alles Gute für noch viele Jahre - ohne Taxi.

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