Die Unterschrift

Das Erziehen von Fahrgästen liegt mir selbstverständlich fern. Nein, erwachsene Menschen muß man lassen wie sie sind. Man kann nur - bei entsprechendem Verhalten - sagen wir, "kleine Gemeinheiten" verteilen, die den Betreffenden zwar nicht ändern, aber einem selbst das Gefühl gewisser "Zufriedenheit" verleihen...--)).

Von meiner Frühtour zum Flughafen kam ich gegen 7.30 Uhr zügig zurück. Kaffee hatte ich getrunken und so war die Welt schon ganz in Ordnung.
Jetzt hieß es für mich: "Steig schnell um auf den Bus und fahre nach Siek!" - Siek? Ungewöhnlich, weil gut 20 km entfernt, aber mal was Neues. Sicher eine weitere Flughafentour? Leider nein. Ein Gruppe von 5 Personen hatte einen Mehrsitzer bestellt, um zu einer Firma nach Schwarzenbek, für die wir öfters Geschäftskunden fahren gebracht zu werden.

Die Zeit war knapp, denn ich saß erst gegen 7.45 Uhr im Vito und hatte gut 25 Minuten Fahrtzeit vor mir. Von pünktlicher Ankunft um 8.00 Uhr konnte daher nicht mehr die Rede sein.
Über Funk gab ich meiner Kollegin die Info, wann ich ca. in Siek sein werde, falls die Kunden anriefen und nachfragten. So weit, so gut. Mehr konnte ich vom Auto aus nicht tun.

In Siek wurde ich schon erwartet. 1 Europäer (wohl ein Deutscher) und 4 Chinesen warteten mit viel Gepäck auf mich. Ich stieg aus und umrundete den Bus.
  • "Guten Morgen! Tut mir leid, daß ich zu spät bin, aber leider ging´s nicht schneller."
Der Deutsche, Anfang 50, etwas angedickt und mit grauem Anzug, blickte mich böse an.
  • "Ich hatte extra gestern schon für heute 8 Uhr bestellt! Wenn ich bestelle, haben SIE da zu sein..-(((!"
  • "Nochmals, es tut mir leid, aber..."
  • "Das interessiert mich nicht. Bei IHNEN werde ich nie wieder ein Taxi bestellen!" 
So wie er sich gerade benahm, würde ich ihm auch keine Träne hinterher weinen. Ich versuchte erst gar nicht, weiter zu diskutieren. Er WOLLTE einfach pöbeln.

Ich lud die Koffer ein und half den Chinesen beim Einsteigen. Die einzige Frau in dieser Gruppe wollte vorne sitzen. Sie öffnete die Tür und warf ihre Rucksack einfach auf die Sitzbank - genau auf meine Frühstücksbrot!!!! Mir riss langsam der Geduldsfaden. Betont nahm ich den Rucksack vom Brot und setzte ihn auf den Boden. Sie hatte verstanden. Ein leises "Sorry..!" kam über ihre Lippen.

Wir kamen über die B404 flott voran und waren bereits 20 Minuten später am Ortsschild von Schwarzenbek. Kurz dahinter kam ein Hinweisschild, das ich noch nie gesehen hatte:


Enten? Chinesen? Peking-Ente? Hoffentlich kam nun keine Familie über die Straße..--))!

Zwei Minuten später erreichten wir den Parkplatz der Firma. Ich half beim Aussteigen, lud die Koffer aus und dann - ja, dann brauchte ich ja noch eine Unterschrift vom Herrn im grauen Anzug!
Für die ungerechte Beschimpfung wollte ich mich zumindest ein klein wenig revanchieren: Als ich die Hecktüren des Vito´s öffnete sah ich, daß der Wagen schon ein paar Tage nicht gewaschen worden war. Wie schön! Beide Türen waren mit einer grauen Dreckschickt bedeckt.

Also nahm ich meinen Rechnungszettel, hielt ihn an der hinteren Scheibe fest und bat den Dicken zuckersüß:
  • "Würden Sie mir bitte hier drauf noch unterschreiben?"
Er hielt mit der linken Hand schon seinen Koffer, hatte also nur die rechte frei. Um schreiben zu können, musste er den rechten Unterarm an die Hecktüre lehnen - direkt in den Dreck!

Er hätte sich weigern können, aber die Abneigung, mit mir nochmals zu sprechen, war groß.

  • "Nein, hier unten bitte!" und zeigte auf die unterste Zeile.
Er knurrte, sagte aber kein Wort und rutschte mit seinem Jacketärmel und dem weißen Hemd etwa 5 cm tiefer - wieder in und durch den Dreck!

Wortlos drehte er sich um. Wahrscheinlich brauchte er einige Zeit, um seine Klamotten in der Toilette wieder sauber zu bekommen.

Beim Wegfahren hätte man mir das Grinsen operativ aus dem Gesicht entfernen müssen..--))!

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