Der Spaß ist zurück

Na endlich. Mit dem Ende der KAR-Wochen ist der Spaß am Job zurück. KAR-Wochen? Nein, das sind nicht die Wochen vor Ostern, sondern meine Bezeichnung diese ereignislosen Monate:

Kranke-Alte-Rechnungsfahrten-Wochen

Dabei gehen oftmals alle Begriffe auch ineinander über..--)). Ich sehe schon die Leser aufspringen, die mich gerne mit anonymem Absender mit dem Zeigefinger belehren und direkt oder indirekt auf zeitgemäße korrekte Begriffe hinweisen wollen...--). In einer Zeit, in dem man lieber Dinge umschreibt, weil`s schöner und harmloser klingt, als sie beim Namen zu nennen, wird insbesondere das Wort "Alte" dem einen oder anderen aufstoßen. Das ist mir egal. 
Ein Grund, warum ich die letzten beiden Jahre im Kreise meiner Kollegen so genossen habe war, daß hier nicht drum rum geredet wurde. War am Anfang ungewohnt, mittlerweile fühle ich mich dabei sehr wohl..-). 

Also, wie schon gesagt, der Spaß ist zurück, die Touren werden wieder "normal". Das Trinkgeld ebenso. 

So konnte ich gestern 3 Herren zum Messegelände fahren. Ist nicht unbedingt eine Tour, die man von Wentorf oder Reinbek aus jeden Tag macht. Daher gefiel es mir. Da nun die 3 nicht aus deutschen Landen, sondern aus Russland und Polen stammten, machte ich mir nicht allzu viele Hoffnungen auf einen angemessenen Bonus für die zügige und qualitativ hochwertige Beförderung.
Und so war ich dann am Ende mehr als überrascht, als sich der Russe auf seine 50€-Note nur 5€ raus geben ließ. Der Rest war mehr als "angemessen"..-). Russen wissen eben: ohne Rubel rollt nichts. Auch auf deutschen Straßen.

Auf der Rückfahrt wurde ich von der deutschen Wirklichkeit eingeholt. Beim Stop an einer Tankstelle sprach mich ein älterer Herr an. Er suchte nach einer Straße, die er im Stadtplan nicht finden konnte. Ich kannte sie zwar auch nicht, aber dafür mein iPad. Als ich es ihm erklären wollte, bat er mich:
  • "Ach, Meister, können Se´ nich´ vor mir herfahren? Ich zahl´ das natürlich."
Wenn mich einer "Meister" nennt, werde ich skeptisch. Ein Schnacker, wie man hier so sagt und von dem konnte man am Ende nicht viel erwarten. 
  • "Klar, mache ich. Wird ca. 10 - 15 € kosten."
  • "Keeeeiiin Prooobleeemm..!"
Wir werden sehen. 
Am Ziel angekommen zeigte die Uhr 10,40 €. Er kam zum mir und gab mir einen 10er und 50 Cent. 
  • "Das ist schon ok. so..!"
Das sagte, ohne rot zu werden. Kann ich nicht lieber wieder ein paar Russen fahren?

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Einen Hinkucker im wahrsten Sinne gab´s am Nachmittag. Als ich gerade auf den Taxistand zurollte, hörte ich, wie ein Motor gequält und in höchsten Drehzahlen aufheulte. Parallel zum Stand parkte ein Frau, Mitte 50, ihren VW Bora ein. Aber wie! Sie setzte gerade mit Vollgas und schleifender Kupplung im Schneckentempo zurück. 
Dann, mit gleicher Lärmentwicklung, wieder vor, dann wieder zurück. Am Ende mit diesem Ergebnis:


Frage: Wenn sie noch nicht einmal einen solchen Wagen einparken kann, wie fährt sie dann? Sie stieg aus, ignorierte unser Gelächter und verschwand. 

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Die Rückkehr der Normalität, nämlich daß man keinen Tag vorhersehen kann, wurde mir am heutigen Nachmittag wieder deutlich. Bis zu diesem Zeitpunkt war´s eher ein laues Geschäft. Kommt vor, daran gewöhnt man sich. 
Dann stieg eine alte Dame, ganz in Schwarz, etwas unbeholfen und ungelenk ins Auto und meinte nur:
  • "Zum Friedhof. Nach Ohlsdorf, bitte."
Ich gebe zu, dort war ich noch nie. Jedenfalls nicht auf dem Friedhofsgelände. Meines Wissens ist es der größte Friedhof Europas. 
Die alte Dame war sehr in Trauer. Daher hielt ich mich mit meiner latent vorhanden rheinischen Frohnatur zurück. Wir schwiegen die ganz Fahrt. Ich fuhr, sie weinte leise. 

Die Ausmaße des Friedhofs überwältigten mich dann doch. Ganz Straßenzüge durchschneiden diesen riesigen Park, der nebenbei als letzte Ruhestätte fungiert. An "Kapelle 12" angekommen, wachte die alte Dame aus ihrer Lethargie auf, zahlte erst einmal den Betrag und zog dann noch einmal einen extra Schein heraus, den sie mir gab. 
  • "Das soll für Sie sein. Vielen Dank!"
Schweigen ist eben doch Gold.

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